17. März 2016 in Bad Sassendorf

Wirtschaftsforum Umweltfreundliche Landwirtschaft

Das „Wirtschaftsforum Umweltfreundliche Landwirtschaft“ versammelte am 17. März 2016 rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen und Verbänden des landwirtschaftlichen Umfelds, um mit ihnen Perspektiven  für  eine  umweltfreundliche  und  nachhaltige  Landwirtschaft  in  NRW zu diskutieren. Das nordrhein-westfälische Umwelt-und Landwirtschaftsministerium hatte in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer NRW nach Bad Sassendorf ins Haus Düsse eingeladen.

Dem Wirtschaftsforum vorausgegangenen war die Veröffentlichung des Umweltwirtschaftsberichts NRW. NRW ist bundesweit der größte Anbieter von umweltwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen, worunter – neben sieben weiteren Teilmärkten – auch die umweltfreundliche Landwirtschaft gefasst wird. Diesen Vorsprung auszubauen und das Land zum führenden Standort umwelt- und klimaorientierter Wirtschaft und Forschung zu entwickeln, ist das Ziel der Umweltwirtschaftsstrategie, die das nordrhein-westfälische Umwelt-und Landwirtschaftsministerium Mitte vergangenen Jahres auf den Weg gebracht hat.

Herr Franz-Josef Schockemöhle begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Namen der Landwirtschaftskammer NRW. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass Umweltfreundlichkeit in der Landwirtschaft eine Herausforderung sei, der sich die gesamte Branche bereits seit langem und sehr engagiert stelle. Die Landwirte in NRW würden sich in vieler Hinsicht mit den Anforderungen eines stärker ökologisch ausgerichteten Pflanzenbaus und der Tierhaltung auseinander setzen – in Themen wie artgerechte Haltung, Einsatz von Pflanzenschutz - und Düngemitteln u.a.m. Die Veranstaltung richte sich daher an Akteure der ökologischen und der konventionellen Landwirtschaft gleichermaßen, die mit vielfältigen Anstrengungen einen erheblichen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz leisten würden.

Herr Dr. Christoph Leifer hieß die Anwesenden im Namen des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums Nordrhein-Westfalen willkommen. Er hob die Bedeutung dieser Veranstaltung im Rahmen der derzeitigen Erstellung des Masterplans Umweltwirtschaft hervor, in dem die Landesregierung Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Umweltwirtschaft, und damit auch der Umweltfreundlichen Landwirtschaft in NRW sammeln will. Das Wirtschaftsforum biete die Möglichkeit, sich an diesem Prozess konkret zu beteiligen.

Jannis Lambert von der Prognos AG verdeutlichte in seinem Vortrag die herausragende Bedeutung der Umweltwirtschaft in NRW, die mit rund 320.000 Erwerbstätigen und 70 Milliarden Euro Umsatz einen erheblichen Beitrag zur Wirtschaftskraft in NRW leiste. Er erläuterte das methodische Vorgehen bei der Erstellung des Umweltwirtschaftsberichts und zeigte Stärken, Schwächen und Potenziale der umweltfreundlichen Landwirtschaft in NRW auf, wobei er sich besonders auf den ökologischen Landbau und grüne Agrartechnologien konzentrierte. Grüne Agrartechnologien umfassen anwendungsbezogene Maschinen und Hilfsmittel, die zu einer umweltschonenderen Landbewirtschaftung beitragen (effiziente Erntemaschinen und Komponenten wie Lenksysteme, elektronische Präzisionstechnologie). Das Marktsegment sei innovativ und exportstark und biete Unternehmen in NRW exzellente Marktchancen. Auch dem ökologischen Landbau bieten sich gute Marktperspektiven, allerdings sei die Entwicklung in NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern unterdurchschnittlich.

Herr Dr. Armin Hentschel (Landwirtschaftskammer NRW) skizzierte natur- und umweltpolitische Ansätze und Perspektiven der umweltfreundlichen Landwirtschaft in NRW. In dem Beitrag wurde deutlich, dass die Landwirtschaft bei der Entwicklung und Umsetzung umweltfreundlicher Lösungen besonderen Rahmenbedingungen unterliegt wie beispielsweise der Produktion in offenen Systemen und der praktisch fehlenden Möglichkeit, durch verbesserten Umweltschutz gestiegene Kosten auf die Verkaufserlöse aufzuschlagen.In seinen Ausführungen wies der Referent am Beispiel der Nutztierhaltung auch auf Zielkonflikte hin, wenn besonders tiergerechte Offenställe höhere Methanemissionen verursachten. Er zeigte an Praxisbeispielen auf, wo technischer Fortschritt genutzt werde, um umweltfreundliche Lösungen in der Landwirtschaft voranzutreiben.

Herr Hans-Bernd Hartmann (MKULNV) skizzierte Ziele und Grundsätze der NRW Agrarpolitik und zeigte aktuelle Förder- und Beratungsangebote auf. Das „Programm Ländlicher Raum 2014-2020“ aus der zweiten Säule der europäischen Agrarpolitik sei Kernstück nordrhein-westfälischer Förderpolitik für die ländlichen Räume sowie für die Land- und Forstwirtschaft. Darüber hinaus benannte er zentrale Handlungsfelder zur marktwirtschaftlichen Stärkung der Branche und bereitete damit einen inhaltlichen Einstieg in die anschließende Diskussion zu Handlungsansätzen im Rahmen der Umweltwirtschaftsstrategie.

Diskussion und gemeinsame Erarbeitung von Handlungsansätzen

In der sich anschließenden Diskussion, die Herr Franz-Josef Schockemöhle moderierte, wurden die Rahmenbedingungen moderner Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen steigenden Anforderungen (durch Markt und Staat) und sinkenden Gewinnmargen ausgetauscht und Handlungsansätze zur Stärkung der Branche erarbeitet. Die jeweiligen Ergebnisse wurden auf Metaplanwänden visualisiert. Eingangs äußerten die Teilnehmenden ihre Erwartung, dass die konventionelle Landwirtschaft ebenfalls Bestandteil des im Rahmen der Umweltwirtschaftsstrategie definierten Teilmarktes „Umweltfreundliche Landwirtschaft“ sein sollte, da auch sie verschiedene umweltfreundliche Leistungen erbringe.

Steigende Qualitätsstandards

Die Teilnehmer beklagten, dass die Qualitätsanforderungen an Produkte konventioneller Landwirtschaft stetig steigen würden. Der Handel würde zusammen mit NGOs Kriterien für eigene Zertifikate fest legen, wie bei dem ProPlanet-Label von REWE. Bei der Entwicklung neuer Anforderungen und Label bestehe allerdings grundsätzlich das Problem, dass diese nicht mit den Landwirten gemeinsam entwickelt würden und sie zudem die Kosten alleine tragen müssten. Hier wäre ein größerer Einfluss der Politik und finanzielle Unterstützung wünschenswert.

Regionale Wertschöpfung stärken

Die regionale Wertschöpfung gilt es weiter zu stärken. In diesem Zusammenhang biete der aktuelle Konsumtrend zu regionalen Produkten (laut einer Teilnehmerin sei „regio das neue Bio“) Chancen für die Vermarktung regionaler Produkte aus NRW. Die Konsumenten achteten zunehmend auf den Ort des Anbaus oder der Produktion und bevorzugten dies gegenüber importierten Bio-Produkten. Dennoch müsse der Wert der Landwirtschaft und der Vorzug regionaler Produkte noch deutlicher in die Bevölkerung kommuniziert werden. Die Teilnehmenden sprachen sich für die Schaffung eines einheitlichen NRW-Labels für landwirtschaftliche Produkte aus. Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, den Faktor Regionalität beim kommenden Umweltwirtschaftsbericht stärker zu berücksichtigen.

Gegenseitiges Lernen

Im Anschluss wurde der Stellenwert der Landwirtschaft in NRW diskutiert, sowie die Frage wie innovative Ideen besser gefördert werden können. Zum Abschluss der Diskussion folgte die Erkenntnis, dass die gegenseitige Schuldzuweisung zwischen konventionellen und ökologischen Landwirten der Branche nicht weiterhelfe. Es solle mehr zusammengearbeitet und voneinander gelernt werden.

Der Nachmittag wurde mit einer Führung durch das Versuchs-und Bildungszentrum Haus Düsse abgeschlossen.