Der Nationalpark Eifel wurde 2004 gegründet und erstreckt sich über 11.700 Hektar. Nationalpark bedeutet, dass sich die Ökosysteme und Lebensräume auf dem Gebiet frei entwickeln und möglichst nicht durch menschliche Eingriffe in ihrer Entwicklung gestört werden. Nationalparke sind daher Schutzgebiete für Arten und Biotope. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, dienen sie aber auch dem Naturerlebnis und der Umweltbildung.
Der Nationalpark Eifel ist ein touristischer Anziehungspunkt in NRW. Das verdeutlichen die rund 1,4 Mio. Tagesund Übernachtungsbesuche, die zuletzt im Rahmen eines Forschungsprojektes der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Wien für Bodenkultur für den Untersuchungszeitraum 2022/2023 ermittelt worden sind. Der Naturtourismus rund um den Nationalpark trägt somit zur Wertschöpfung in NRW bei.
Im Rahmen der Studie wurde der Bruttoumsatz auf circa 76 Mio. Euro pro Jahr und ein Vollzeitbeschäftigungsäquivalent von 1.347 Personen, die rechnerisch ihr Einkommen aus touristischen Waren und Dienstleistungen beziehen, geschätzt.* Diese Berechnungen wurden bereits in unterschiedlichen Studien in der Vergangenheit durchgeführt. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass sich eine positive Trendentwicklung in der Anzahl der Besuche, im Bruttoumsatz und in den Beschäftigungsäquivalenten abzeichnet:
- 2007 wurden 450.000 Besuche gezählt und ein Bruttoumsatz von circa 11 Mio. Euro pro Jahr und ein Beschäftigungsäquivalent von 265 Vollzeitarbeitsplätzen berechnet.**
- 2014 bzw. 2015 wurde die Analyse erneut durchgeführt. Dabei wurden ungefähr 870.000 Besuche gezählt und der daraus resultierende Bruttoumsatz auf circa 35 Mio. Euro und das Beschäftigungsäquivalent auf 674 Vollzeitarbeitsplätze geschätzt.***
Die Analysen deuten darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Leistung, die durch den Nationalpark entsteht, bislang alle 7 Jahre verdoppelt hat. Das lässt sich einerseits durch die steigende Anzahl der Besuche erklären, andererseits aber auch durch die zunehmenden Ausgaben der Besucherinnen und Besucher vor Ort.**** Das zeigt, dass der Nationalpark als ein Ort für Naturtourismus stetig an Bedeutung gewinnt.
Neben der Wertschöpfung und der positiven Beschäftigungswirkung leistet der Nationalpark Eifel natürlich noch viel mehr. Diese weiteren Leistungen, also die Ökosystemleistungen des Nationalparks, liegen beispielsweise in der Bereitstellung von qualitativ hochwertigen Habitaten, dem Schutz und Erhalt seltener und bedrohter Arten sowie im Besonderen im Erholungsnutzen, den der Nationalpark Eifel aufgrund seiner Naturbelassenheit und biologischen Vielfalt für seine Besucherinnen und Besucher bereitstellt.
Die Leistungen für den Schutz und Erhalt der Artenvielfalt lassen sich mit der gegenwärtigen Datenlage nicht eindeutig bewerten. Allerdings deuten Zahlungsbereitschaftsstudien darauf hin, dass die gesellschaftliche Wertschätzung für diese Leistung sehr groß ist. Eine Auswertung unterschiedlicher ermittelter Zahlungsbereitschaften zum Thema Natur- und Artenschutz schätzt die durchschnittliche Wertschätzung der Gesellschaft für Naturschutzprogramme und -gebiete auf circa 138 Euro pro Haushalt pro Jahr.***** Hochgerechnet auf die Anzahl der Haushalte in NRW ergibt sich daraus ein Wert von ungefähr 1,2 Mrd. Euro pro Jahr für die Entwicklung und Pflege von Naturschutzgebieten.
Der besondere Erholungsnutzen des Nationalparks Eifel lässt sich über die sogenannte Reisekostenmethode bestimmen. Mittels dieser Methode wurde bereits in mehreren Studien der Wert der Erholung des Nationalpark Eifel anhand aller Ausgaben bzw. Kosten geschätzt, das sind neben den Reisekosten auch die Opportunitätskosten.******* Das heißt, der Wert zeigt auf, was Besucherinnen und Besucher bereit sind auszugeben, um den Nationalpark Eifel zu besuchen. Die in den Studien ermittelten Werte liegen zwischen 3 und 10 Mio. Euro pro Jahr. Dabei sollte allerdings darauf hingewiesen werden, dass diese Berechnungen auf Besucherzahlen und -befragungen aus dem Jahr 2007 basieren. Es kann daher angenommen werden, dass der tatsächliche Erholungsnutzen des Naturparks inzwischen noch deutlich höher ausfällt.
Zusammenfassend lässt sich auf Grundlage der Ergebnisse sagen, dass der Nationalpark Eifel ein gutes Beispiel dafür ist, wie Umwelt- bzw. Naturschutz und wirtschaftliche Wertschöpfung in Einklang miteinander gebracht werden können.
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* Türk, S., Arnberger, A. (2024): Abschlussbericht zum Sozioökonomischen Monitoring 2022–2023. Hrsg. Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Köln/Wien: Deutsche Sporthochschule Köln/Universität für Bodenkultur Wien.
** 19 Mayer, M. et al. (2010): „The economic impact of tourism in six German national parks“, landscape and urban planning 97, Nr. 2, S. 73–82 (30.6.2024).
*** Wölfle, F. et al. (2016): Abschlussbericht zum Sozioökonomischen Monitoring 2014–2015. Hrsg. Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen. Köln/Wien: Deutsche Sporthochschule Köln/Universität für Bodenkultur Wien (30.06.2024).
**** Die Werte wurden mithilfe des Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamt preisbereinigt und auf das Jahr 2022 angepasst.
***** Schweppe-Kraft, B. et al. (2020): Integration von Ökosystemen und Ökosystemleistungen in die Umweltökonomische Gesamtrechnung. Theoretische Rahmenbedingungen und methodische Grundlagen (unveröffentlicht). Forschungsbericht beauftragt durch das Bundesamt für Naturschutz, Bonn.
****** 23 Mayer, M., & Woltering, M. (2018): Assessing and valuing the recreational ecosystem services of Germany’s national parks using travel cost models. Ecosystem Services, 31, 371–386 (30.06.2024); Sinclair, M. et al. (2020): Valuing nature-based recreation using a crowdsourced travel cost method: A comparison to onsite survey data and value transfer. Ecosystem Services, 45, 101165 (30.6.2024).