Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland GmbH • Düsseldorf

Im Interview: Peter Hornik über grüne Gründungen

Düsseldorf, 22.11.2018 • Peter Hornik, Geschäftsführer der Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland GmbH, über das Potenzial grüner Gründungen in NRW, den Wunsch nach besseren Finanzierungsmöglichkeiten und das Stereotyp der immer jungen Gründerinnen und Gründer

 

Herr Hornik, welche Impulse gehen von grünen Gründungen für Nordrhein-Westfalen aus?

Technologie-Gründungen vermitteln neue Denk-und Herangehensweisen und dieses gilt entsprechend auch für grüne Gründungen. Unternehmerin oder Unternehmer zu sein und ein Start-up zu gründen kommt gelebter neuer Methodenkompetenz gleich. Das ist weit entfernt von dem oft dargestellten Narrativ als Lifestyle-Stereotyp. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, welche Probleme gelöst werden sollen, wie mit Innovationen umgegangen wird und wie auch Gewohntes neu gedacht und in nachhaltigere Produkte und Dienstleistungen transformiert werden kann.

Zum Stereotyp zählt auch, dass Gründerinnen und Gründer jung sein müssen. Das stimmt natürlich überhaupt nicht. Nicht junge Leute, sondern Vordenker mit neuen Lösungen und guten Geschäftsideen werden gebraucht. Das Wissen und die Erfahrungen gerade älterer Gründer ist ein unschätzbarer Fundus guter Ideen. Die daraus entstehenden Unternehmen können als Enabler mit frischen Ansätzen und mit neuen Produkten z.B. in der Industrie oder im Handel dazu beitragen, Effizienzsteigerungen zu erzielen, Einsparpotenziale zu heben und im besten Fall neues Kerngeschäft aufzubauen. Solche Innovationen bedeuten aber auch, guten Dingen Zeit zu geben und ein angemessenes Budget bereitzustellen. Grüne Technologie-Gründungen werde den Strukturwandel in NRW unterstützen. Dieses wird auch durch die Innovations-Programme großer Unternehmen, der E.ON-Accelerator :agile und Evonik Digital seien hier beispielhaft genannt, und die dichte Hochschullandschaft in NRW forciert.

Was zeichnet grüne digitale Gründungen aus?

Kurz gesagt: Ihr großes Potenzial. Der Weg zur Dekarbonisierung führt über die Digitalisierung, dass zeigen beispielhaft unsere Smart City Challenges, bei der wir der Frage nachgehen, wie unsere Städte von morgen aussehen. Für Konzerne, kleine und mittlere Unternehmen aber auch für die Universitäten können Start-ups Türen zur Digitalisierung und in die Umwelttechnologien öffnen. Viele Unternehmen, z.B. in der Automobilzulieferer- und in der Energie-Branche, stehen ja vor der Herausforderung, ihre Kernprodukte komplett überdenken zu müssen. Das bedeutet, dass die etablierte Wirtschaft über moderne, lebendige Unternehmenskulturen und Pioniergeist, aber auch über die Beteiligung an jungen Unternehmen und das, was man sich von Gründern abschauen kann, nachdenkt und neue Wege geht. Und wie Start-ups nachhaltig und erfolgreich in große, komplexe Unternehmen integriert werden können. Das gilt auch für kleine und mittlere Unternehmen aus der Region. Wir sind mit dem digihub viel in der Fläche bis in die kleineren Städte unterwegs. Es ist für kleine und mittlere Unternehmen immer wieder ein Augenöffner, wie die Digitalisierung neue Wege eröffnet und wie Start-ups die Digitalisierung für sich und ihre Geschäftsprozesse nutzen können.

Ein anderer Aspekt von grünen Gründungen in einem digitalen Umfeld ist ein in allen Aspekten nachhaltiges Geschäftsmodell. Vor allem bei Endkundenlösungen wie z.B. Mobilitäts-Apps muss Datenschutz und Datentransparenz gewährleistet sein. Innerhalb des gesetzlichen Rahmens müssen wir trotzdem auch Geschäftsmodelle akzeptieren und fördern, die die Nutzung von großen anonymisierten Datenmengen beinhalten, wenn wir die Zukunft aktiv mitgestalten möchten.

Was wünschen Sie sich für die nächsten fünf Jahre?

Ganz klar mehr Spin-offs aus den Universitäten und Hochschulen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gründen immer noch viel zu selten Unternehmen. Und aus viel zu vielen der an den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen entwickelten Patente werden keine Unternehmen. Professor Schuh von der RWTH Aachen ist da das große Vorbild. Die jetzt mit dem Erfahrungsschatz aus der Entwicklung des StreetScooters, der Unterstützung der RWTH und der Stadt Aachen aus der Taufe gehobene Serienfertigung des E-Autos eGo Life, ist eine Erfolgsgeschichte für ein Spin-off aus einer Hochschule.

In dem Umfeld wünsche ich mir noch mehr Mobilitätsideen für unsere Städte und Regionen. Beispielsweise können grüne Gründungen Lösungen beitragen, die den Fahrradverkehr in unseren Städten weiter vorantreiben oder Logistik sowie den öffentlichen Personennahverkehr optimieren. Da ist meines Erachtens noch deutlich mehr möglich, z. B. kann KI – Künstliche Intelligenz – neue Mobilitätsdienste wie Mini-Shuttle-Busse weiter voranbringen. Des Weiteren wünsche ich mir vermehrt energienahe Lösungen, z.B. für eine dezentralere Energieversorgung und verbesserte Speicherlösungen. Und schließlich wünsche ich mir deutlich bessere Finanzierungsmöglichkeiten für grüne Gründungen, z.B. durch mehr Wagniskapitel. Im internationalen Vergleich hinken wir in diesem Bereich deutlich hinterher.

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Peter Hornik ist Experte für Finance & Business Operations, seit über 20 Jahren Unternehmer und in der nordrhein-westfälischen Start-Up-Szene aktiv. Als Geschäftsführer baut er derzeit mit seinen Kolleginnen und Kollegen den Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland auf. Dieser bringt Städten und Gemeinden, IHKs, Mittelstand und Industrie, Co-Working-Spaces, Finanzinstitute, Hochschulen und Business Angels und viele weitere Akteure zusammen, um die Digitalisierung der Region voranzutreiben. Umweltwirtschaft – Vorsprung für NRW.

Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland GmbH

Der digihub Düsseldorf/Rheinland versteht sich als Matchmaker und Accelerator für Mittelstand, Startups, Hochschulen und Konzerne zur Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, Produkte und Lösungen.

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