Schutz von Böden und Gewässern

Gewässer und Böden sind essenziell für Menschen und Tiere. Sie bieten Lebensraum, sind Lebensgrundlage und erfüllen zahlreiche Funktionen wie zum Beispiel die Bereitstellung von Grund- bzw. Trinkwasser. Aufgrund ihrer Bedeutung und ihrer Multifunktionalität für Mensch und Tier sind sie zu bewahren und vor Schadstoffbelastungen zu schützen.

Mit Blick auf den Gewässerschutz haben die EU-Mitgliedstaaten in der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) den guten ökologischen Zustand oder das gute Potenzial definiert, welches EU-Staaten für ihre Gewässer bis 2027 erreichen müssen. Bei knapp 50.000 km Fließgewässer und circa 680 km2 Wasserfläche in Nordrhein-Westfalen sowie einer hohen Dichte von Besiedelung, Industrie und Landwirtschaft ist dies eine große Herausforderung. Die unterschiedlichen Teilmärkte der Umweltwirtschaft tragen in Nordrhein-Westfalen dazu bei, die Ziele der WRRL zu erreichen.

Für den Erhalt und den Schutz der Gewässer kommt der Wasserwirtschaft (WAS) mit all ihren Marktsegmenten und Technologiebereichen eine zentrale Rolle zu. Durch einen Anschlussgrad von 98% der privaten Haushalte an die öffentliche Kanalisation und zahlreiche Industriekläranlagen stellt die Wasserwirtschaft sicher, dass rund 3 Mrd. m3 Abwasser jährlich gereinigt und behandelt werden, bevor es in die Oberflächengewässer zurückgeführt wird. Gemäß den Daten der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) eliminieren die kommunalen Kläranlagen in Nordrhein-Westfalen circa 900.000 t oxidierbare Stoffe (CSB-Zulauffrachten), 11.000 t Phosphor sowie 74.000 t Stickstoffverbindungen. Sie erreichen damit Eliminationsraten von 95%, 94% bzw. 83%. Die Eliminationsmengen der kommunalen Kläranlagen lassen sich ökonomisch bewerten. Aufgrund von Eutrophierung* haben Stickstoff und Phosphor eine schädigende Wirkung für die Gesundheit, aber vor allem auch für Ökosysteme. Indem Stickstoff und Phosphor eliminiert werden, lassen sich also Schadenskosten vermeiden. Unter Anwendung der geeigneten Umweltkostensätze der Methodenkonvention ergibt sich eine Summe von 3,3 Mrd. Euro an Umweltkosten, die jährlich durch die Behandlung des Abwassers durch kommunale Kläranlagen vermieden werden.

Zusätzlich zur Wasserwirtschaft leistet auch der Teilmarkt Umweltfreundliche Landwirtschaft (ULA) einen Beitrag zum Gewässerschutz. Dabei spielen Agrarumweltmaßnahmen und der ökologische Anbau eine zentrale Rolle, um Nährstoffemissionen zu vermeiden. Auf über 90.000 ha Anbaufläche in NRW setzen ökologische Anbauverfahren im Vergleich zu einer hypothetischen Situation, in der die gleichen Flächen konventionell bewirtschaftet worden wären, 7.600 t weniger Stickstoff und 190 t weniger Phosphor ein. Dadurch werden grund- und oberflächenwasser-bezogene Umweltschäden in Höhe von etwa 11,5 Mio. Euro vermieden. Die weiteren Agrarumweltmaßnahmen (u. a. Anbau von vielfältigen Kulturen und Zwischenfrüchten im Ackerbau, Anlage von Blüh-, Schon- und Uferrandstreifen, extensive Grünlandnutzung und Vertragsnaturschutz) verringern durch einen geringeren Einsatz von Düngemitteln den Eintrag von Stickstoff in die landwirtschaftlich genutzten Böden um etwa 8.500 t pro Jahr.** Dadurch können gegenüber einer konventionellen Bewirtschaftungspraxis schädigende Wirkungen der Nährstoffeinträge in Grund- und Oberflächengewässer reduziert werden, die auf Grundlage von monetären Bewertungsansätzen aus der UBA-Methodenkonvention und einer Abschätzung der relativen Größenordnung der Nährstoffflüsse*** mit mindestens 6 Mio. Euro bewertet werden können. Darüber hinaus leisten die Agrarumweltmaßnahmen zahlreiche weitere positive Beiträge u. a. zur Erhöhung der Biodiversität, für den Bodenschutz und die Bodenfruchtbarkeit sowie für eine Bereicherung des Landschaftsbildes. Diese weiteren positiven Effekte lassen sich jedoch aufgrund einer unzureichenden Datenlage nicht genauer abschätzen und bewerten.

Nordrhein-Westfalen ist durch eine Vielzahl unterschiedlicher Böden geprägt, deren Erhalt und Zustand durch Altlasten, Schadstoffbelastungen, Versiegelung und Verdichtung gefährdet sind. Durch die Beseitigung von Umweltverschmutzungen, die Altlastensanierungen, Flächenrecycling sowie verschiedene Bodenschutztechnologien unterstützt das Marktsegment Bodenschutztechnologien und -sanierung des Teilmarktes Minderungs- und Schutztechnologien (MST) den Erhalt der Böden in NRW. Zum Schutz des Grundwassers und zur Sanierung von belasteten Böden wurden in Nordrhein-Westfalen von 1985 bis 2021 über 80.000 Altablagerungs- und Altstandortsflächen erfasst. Davon wurden 8.000 Flächen saniert, nachdem ein Gefährdungsverdacht bestätigt wurde. In Zeiten weiterhin zunehmenden Flächenverbrauchs – im Jahr 2020 wurden für Siedlungs- und Verkehrsflächen pro Tag 5,7 ha neu in Anspruch genommen – steht die Versiegelung von Boden in Konkurrenz zu Forst- und Landwirtschaftsflächen und den damit einhergehenden Ökosystemleistungen. Einen wichtigen Beitrag, um die Inanspruchnahme neuer Flächen zu reduzieren, liefert die Aufbereitung ehemals genutzter Brachflächen. Da solche Flächen aufgrund ihrer früheren Nutzung oft mit Schadstoffen belastet sind, ist die Altlastensanierung von großer Bedeutung. Entweder werden ehemals vorgenutzte Flächen durch die Sanierung wieder für neue Nutzungen verfügbar, wodurch andere Flächen, die einen hohen ökologischen Nutzen aufweisen, geschützt werden, oder Flächen werden saniert, um einen vollständigen ökologischen Nutzen wiederherzustellen.

_____

* Eutrophierung beschreibt den Zustand der nährstofflichen Überversorgung eines Ökosystems. Die Überversorgung mit Nährstoffen hat weitreichende Folgen für den Zustand der Ökosysteme und der unterschiedlichen Arten, die in den Ökosystemen vorkommen. In Gewässern kommt es beispielsweise durch Eutrophierung zu einem übermäßigen Wachstum von Algen und Cyanobakterien, was sich negativ auf die Wasserqualität, die Sauerstoffkonzentration im Wasser und die Artenvielfalt auswirkt und dadurch zu einem Zusammenbruch des Ökosystems führen kann.

** Berechnet für das Jahr 2019 auf Grundlage der Daten zur Düngereinsparung aus Roggendorf (2020): Verringerung von Treibhausgas- und Ammoniakemissionen, 5-Länder Evaluation 15/2020, S. 30, und Sander, A. et al. (2019): NRW-Programm Ländlicher Raum 2014 bis 2020 Schwerpunktbereich 4A – Biologische Vielfalt. Thünen-Institut, Braunschweig, S. 69 ff.

*** Auf Grundlage von Bach, M. et al. (2020): Reaktive Stickstoffflüsse in Deutschland 2010–2014 (DESTINO Bericht 2), UBA-Texte 64/2020, S. 140, 145.