Ökologische Wirkbereiche der Umweltwirtschaft

Die Umweltwirtschaft umfasst alle Unternehmen, die umweltfreundliche und ressourceneffiziente Produkte und Dienstleistungen anbieten. Aufgrund dieses primären Wirkbereichs werden die Produkte bzw. Dienstleistungen als Teil der Umweltwirtschaft klassifiziert. Jeder Teilmarkt der Umweltwirtschaft leistet aber darüber hinaus in mehreren ökologischen Dimensionen zusätzliche positive sekundäre Wirkungen und damit einen erweiterten Beitrag zum Umweltschutz. Beispielsweise haben Recyclingprozesse eine primäre Wirkung auf den Ressourcenschutz. Darüber hinaus können sich daraus positive Nebeneffekte (sekundäre Wirkungen) für den Klimaschutz ergeben.

Im Rahmen der vorliegenden explorativen Untersuchung werden die folgenden ökologischen Wirkbereiche betrachtet:

Ferner können zahlreiche andere Umweltwirkungen auftreten, die beispielsweise in Ökobilanzen erfasst, aber im Rahmen dieser Studie nicht betrachtet werden. Klimaanpassungsleistungen der Umweltwirtschaft zielen in erster Linie auf die Resilienz von Gesellschaftssystemen ab und werden daher separat betrachtet (vgl. Kapitel 3 des Umweltwirtschaftsberichtes).

In der folgenden Tabelle sind die jeweiligen primären und sekundären Umweltwirkungen der verschiedenen Marktsegmente abgebildet. Ziel des Mappings ist ein Gesamtüberblick der erwarteten wesentlichen Umweltwirkungen der Teilmärkte. Dabei ist hervorzuheben, dass hier auf die wesentlichen Leistungen der Umweltwirtschaft fokussiert wird und keine Gesamtbilanzierung erfolgt.

Die Differenzierung in Primär- und Sekundärwirkung dient der Einordnung der Wirklogik und kann nicht mit einer Aussage über ihre relative Größe gleichgesetzt werden. Primäre Wirkungen ergeben sich aus dem vordergründigen ökologischen Nutzen einer ökonomischen Leistung, der die Grundlage dafür bildet, dass diese Leistung der Umweltwirtschaft zugeschrieben wird. Sekundäre Wirkungen stellen zusätzliche Wirkungen dar. Zum Beispiel ist es das vordergründige ökologische Nutzenversprechen von Recyclingtechnologien, Sekundärrohstoffe bereitzustellen und so einen Beitrag zum Ressourcenschutz zu leisten (primäre ökologische Wirkung). Zusätzlich ergeben sich aber auch weitere Effekte. So werden etwa Treibhausgasemissionen eingespart, weil weniger Primärrohstoffe produziert werden müssen (sekundäre ökologische Wirkung). Wie der Ergebnisteil zeigt, ist es möglich, dass eine sekundäre Wirkung größer ausfällt als die primären Leistungen. Zum Beispiel liegt der Klimaschutzeffekt der Materialwirtschaft insgesamt über den Einsparungen der Erneuerbaren Energien.

Neben den beschriebenen positiven primären und sekundären ökologischen Wirkungen können sich zusätzlich negative Effekte einzelner Teilmärkte ergeben, die hier jedoch nicht betrachtet werden.

Die Quantifizierung der Effekte erfordert ein exploratives Vorgehen

Die Quantifizierung der ökologischen Effekte erfolgt über einen explorativen Ansatz. Dieser stützt sich soweit möglich auf in der Literatur vorhandene Kennwerte zu bestimmten Umwelteffekten und bezieht diese auf die Leistungen der NRW-Umweltwirtschaft. Aufgrund der Komplexität der verschiedenen ökologischen Wirkungen konzentriert sich die Quantifizierung auf die primären Wirkungen (siehe Abb.). Lediglich für den Wirkbereich Klimaschutz wurden ebenfalls die sekundären Wirkungen ausgewiesen.

Um eine Vergleichbarkeit über die verschiedenen Umweltbereiche hinweg sowie in Bezug auf die ökonomischen Wirkungen der Umweltwirtschaft zu ermöglichen, werden die Effekte zusätzlich monetarisiert. Direkten Umweltschäden werden also konkrete Kostenbeträge zugewiesen. Hierzu stellt die wissenschaftliche Literatur verschiedene Methoden zur Verfügung. Eine wesentliche Basis bildet die Methodenkonvention des Umweltbundesamtes. Diese stellt Kostensätze für verursachte Emissionen zur Verfügung. Über diesen Weg kann aus den geleisteten Umweltwirkungen auch auf vermiedene Kosten von Umweltschäden geschlossen werden.

Für jede ökologische Primärwirkung wurde eine fallspezifische Berechnungsmethode entwickelt, um die Umwelteffekte der konkreten ökonomischen Leistungen zu ermitteln. Das methodische Vorgehen unterscheidet sich jeweils aufgrund der verschiedenen Wirkzusammenhänge. Grundsätzlich wurde die relevante Fachliteratur herangezogen, um eine größtmögliche Validität der Ergebnisse zu gewährleisten. Während einige Berechnungen gut an bestehende Arbeiten anknüpfen konnten, musste in anderen Fällen ein mehr explorativer Ansatz gewählt und eine Reihe von Annahmen getroffen werden, die in den einzelnen Bereichen weiter unten jeweils näher erläutert werden. Annahmen wurden dabei in der Regel eher vorsichtig getroffen, sodass die tatsächlichen ökologischen Leistungen der Umweltwirtschaft vermutlich höher liegen.
Die verschiedenen Methoden lassen sich in zwei grundsätzliche Ansätze zusammenfassen:

  • Wertschöpfungsansatz: Güter und Technologien derNRW-Umweltwirtschaft werden über die Ländergrenzenhinweg gehandelt, sodass sich die ökologische Wirkungräumlich nicht näher bestimmen lässt. Dennoch sinddie Effekte teilweise auf die Leistungen der hiesigenUmweltwirtschaft zurückzuführen. Um sie zu erfassen, muss daher die Wirkung einzelner Leistungen bzw. Produkte, Anlagen und Komponenten betrachtet werden. Ihr jeweiliger Beitrag am Gesamteffekt kann entsprechend ihres Anteils in der Wertschöpfungskette eingeordnet werden. Sofern mit Hilfe der Literatur einzelnen Leistungen ein konkreter Umwelteffekt zugeschrieben werden kann, wird ein entsprechender Faktor gebildet und mit der erfassten Bruttowertschöpfung verrechnet.
  • Regionalansatz: Der zweite Ansatz zur Quantifizierung greift für diejenigen Leistungen der Umweltwirtschaft, die sowohl in der Bereitstellung als auch in der ökologischen Wirkung vollständig in Nordrhein-Westfalen verortet werden können. In manchen Fällen handelt es sich dabei um Leistungen, die in gewisser Weise einen Standard darstellen und als selbstverständlich wahrgenommen werden (z. B. Abwasserreinigung). Um diese Leistungen der Umweltwirtschaft zu erfassen, werden kontrafaktische Vergleichsszenarien gebildet, in denen es diese Leistungen der Umweltwirtschaft nicht gäbe. Der Regionalansatz nutzt ebenfalls verfügbare Faktoren aus der Literatur, stellt insgesamt aber ein stärker aggregiertes Vorgehen dar. Die Entwicklung der kontrafaktischen Szenarien basiert auf vereinfachten Annahmen, z. B. die komplette Substitution durch umweltschädlichere Alternativen oder das Nichtvorhandensein bestimmter Funktionen. Etwaige differenzierte Verlagerungs- oder Sekundäreffekte konnten im Rahmen desVorhabens nicht belastbar abgeschätzt werden (zumBeispiel das Auftreten von Rebound-Effekten).