Mehr Biodiversität

Mit der Biodiversitätsstrategie 2030 führt die EU ihre Strategie zum Schutz der Ökosysteme und der Biodiversität fort und verpflichtet die Mitgliedstaaten auch dazu Maßnahmen zu ergreifen, um einerseits den Erhalt der Ökosysteme und der Biodiversität sicherzustellen und andererseits degradierte Ökosysteme wiederherzustellen.

Unabhängig von der EU-Strategie zeigen Studien, dass der Erhalt oder die Wiederherstellung von Ökosystemen und ihrer Biodiversität von Menschen wertgeschätzt wird und erhebliche Zahlungsbereitschaften zur Verfügung stehen, um dies zu ermöglichen. Mithilfe dieser Zahlungsbereitschaften lässt sich der positive Beitrag der Umweltwirtschaft auf die Biodiversität monetarisieren und beträgt circa 130 Mio. Euro.

Den wohl größten Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leistet innerhalb der Umweltwirtschaft die Nachhaltige Holz- und Forstwirtschaft (NHF). Rund 83 % der gesamten nordrhein-westfälischen Waldfläche, circa 774.000 ha, sind PEFC zertifiziert – und damit deutlich mehr als der deutschlandweite Durchschnitt 2019 von 68,8%. Die FSC-zertifizierten (Forest Steward Ship Council) Flächen betragen währenddessen rund 15% bzw. rund 139.000 ha.* Diese Flächen tragen maßgeblich zur Biodiversität und damit zur Förderung und zum Erhalt von Pflanzen- und Tierarten bei. Rund 140.000 ha Waldfläche sind zudem in Nordrhein-Westfalen als FFH-Wald-Lebensraumtypen (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) ausgewiesen.

Über diese Kennzahlen hinaus lässt sich der monetäre Nutzen des Marktsegments Nachhaltige Forstwirtschaft für die Biodiversität mithilfe empirisch erhobener Zahlungsbereitschaften für Biodiversität berechnen. Die hier verwendete Zahlungsbereitschaft stammt aus einer Studie des Thünen-Instituts und gibt die monetäre Wertschätzung der Bevölkerung für die Biodiversität im Forst an. Dabei wurde die Biodiversität über einen Indikator für Artenvielfalt und Landschaftsqualität dargestellt, der sich aus der im Wald beobachteten Brutvogeldichte (von 19 Vogelarten) ableitet. Der Index liegt für NRW im Jahr 2020 bei 86%, wobei der Referenzwert (=100%) die Brutvogeldichte aus dem Jahr 1970 darstellt, die als Zielwert wiederhergestellt werden soll. Das heißt, im Jahr 2020 ist die Brutvogeldichte zwar noch 14 Prozentpunkte vom Zielindexwert entfernt, ausgehend von der Zahlungsbereitschaft für die bereits erreichten Verbesserungen lässt sich der Nutzen der NHF für die Biodiversität dennoch monetarisieren und liegt für das Jahr 2020 bei circa 130 Mio. Euro.

Auch der Teilmarkt Umweltfreundliche Landwirtschaft (ULA) hat – im Vergleich zu einer konventionellen Bewirtschaftung – einen positiven Effekt auf die Biodiversität. In diesem Zusammenhang lässt sich hervorheben, dass der HNV-Flächenanteil, also der Anteil der Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert, in NRW rund 13% beträgt und seit circa 10 Jahren konstant ist. Außerdem weisen Studien darauf hin, dass der biologische Anbau zur Vielfalt von Insektenarten beiträgt und auch gefährdete Insektenarten schützt. Darüber hinaus tragen auch Agrarumweltmaßnahmen, wie zum Beispiel der Anbau vielfältiger Kulturen im Ackerbau, zum Erhalt der Biodiversität bei.** Dieser positive Beitrag zur Biodiversität lässt sich für NRW derzeit nicht quantitativ darstellen und auch der monetäre Nutzen dieser Maßnahmen kann noch nicht abgeschätzt werden.

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* Wichtig zu beachten ist hierbei, dass Waldflächen sowohl PECF als auch FSC zertifiziert sein können – daher können die Prozentsätze nicht aufaddiert werden.

** Boden.Wasser.Schutz & Landwirtschaftskammer Oberösterreich. (2014). Boden- und Gewässerschutz durch Zwischenfruchtanbau; Wüstemann, H., Meyerhoff, J., Rühs, M., Schäfer, A., & Hartje, V. (2014). Financial costs and benefits of a program of measures to implement a National Strategy on Biological Diversity in Germany. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.landusepol.2013.08.009