22. September 2016 in Düsseldorf

Standortforum Umweltwirtschaft Düsseldorf

Unter dem Motto „Ab in die Zukunft – Wo liegen die Perspektiven für die Region Düsseldorf?“ fanden sich am 22. September 2016 rund 50 interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wissenschaft ein, um über Wege zur Stärkung von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Umweltwirtschaft in der Region zu diskutieren.

Als erste Rednerin betonte Marion Hörsken, Geschäftsführerin der IHK zu Düsseldorf, das Potenzial, dass die Umweltwirtschaft für die Unternehmen der Region Düsseldorf biete. Ein Großteil der Mitgliedsunternehmen der IHK habe bereits in ihrem Alltagsgeschäft viele Berührungspunkte zur Umweltwirtschaft, wie zum Beispiel zum Thema Ressourcenschonung. Auch bestehe bereits ein großes Engagement in Sachen Umweltwirtschaft und Nachhaltigkeit. Gerade deshalb müsse aber auch sichergestellt werden, dass die Rahmenbedingungen der Umweltwirtschaft zum einen zeitgemäß gestaltet sind, zum anderen langfristig konstant bleiben. Es sei wichtig, dass sich Unternehmen nicht immer an neue Vorgaben ausrichten müssten. Dieses Forum sei auch eine gute Möglichkeit, um die Umweltwirtschaft in NRW mitzugestalten und die eigenen Interessen zu verdeutlichen – auch gegenüber der Landesregierung.

Anschließend begrüßte Alexandra Landsberg, stellvertretende Abteilungsleiterin im Umweltministerium NRW, die Teilnehmenden. Sie betonte die Bedeutung der Querschnittsbranche Umweltwirtschaft für das Land. Die Umweltwirtschaft habe hierzulande mit 320.000 Erwerbstätige ein deutliches Gewicht und sei inhaltlich zweifelsohne eine Zukunftsbranche. Der in 2015 vorgestellte Umweltwirtschaftsbericht NRW halte dazu aussagekräftige Daten bereit und stelle somit die Basis für eine zielgerichtete Wirtschaftsförderung dar, auf deren Grundlage das wirtschaftliche Wachstum vorangetrieben werden könne.

Helga Stulgies, Beigeordnete der Landeshauptstadt Düsseldorf, freute sich auf eine angeregte Diskussion. Sie stellte heraus, dass sich die Landeshauptstadt Düsseldorf bereits in vielen Bereichen der Umweltwirtschaft sehr aktiv engagiere. So werde sowohl die direkte als auch die indirekte Förderung von energetischen Sanierungen weiter entwickelt. Besonders stolz sei man darauf, dass die Stadtwerke Düsseldorf mit dem weltweit modernsten und effizientesten Erdgaskraftwerk selbst Teil der Umweltwirtschaft seien. Der Ausbau von Aktivitäten der Umweltwirtschaft stände auch weiterhin im Fokus der Region Düsseldorf. 

Nach der Begrüßung gab Thomas Bolle von der Papierfabrik Julius Schulte Söhne GmbH Co. KG einen kurzen Einblick in sein Unternehmen. Das Traditionsunternehmen aus Düsseldorf Bilk ist auf die Herstellung von Verpackungen und Papierprodukte spezialisiert. Es habe sich in seiner 130-jährigen Firmengeschichte Schritt für Schritt zu einem nachhaltigen Betrieb entwickelt. So werde heute ausschließlich 100-prozentiges Altpapier für die Produktherstellung verwendet. Außerdem sind die Produkte PEFC- und FSC-zertifiziert. Basis der Nachhaltigkeit von heute seien neben Investitionen auch innovative Konzepte zur Wandlung der Produktionsprozesse gewesen. Diese seien dem Unternehmen zum einen zum Schutz der Umwelt wichtig, ein Gedanke, der auch in den Unternehmensleitlinien verankert ist. Zum anderen sei Nachhaltigkeit mittlerweile aber auch ein wichtiges Kriterium, um national und international konkurrenzfähig zu bleiben.

Dr. Esther Dörendahl, Projektleiterin Prognos AG, stellte in ihrem Vortrag die zentralen Erkenntnisse aus dem Umweltwirtschaftsbericht für die Region Düsseldorf vor. Hier fiele zunächst auf, dass Düsseldorf zwar zu den wirtschaftsstärksten Regionen in NRW gehöre, der Bereich der Umweltwirtschaft aber noch relativ gering ausgeprägt sei. Eine überdurchschnittliche Spezialisierung, gute Wachstumsraten in einzelnen Marktsegmenten und die hohe Anzahl an Patentanmeldungen im Bereich Umweltwirtschaft sprächen aber für das vorhandene Potenzial in der Region. Zu den wichtigsten Teilmärkten zählen „Umweltfreundliche Mobilität“, „Energieeffizienz und Energieeinsparung“ sowie „Energiewandlung,-transport und -speicherung“.
Nach dem vielseitigen Input gingen die Teilnehmenden in zwei Workshops, um Handlungsansätze und -empfehlungen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten gemeinsam zu erarbeiten und zu diskutieren.

Moderatorin Sonja Houben lud zu Beginn die Workshopteilnehmenden ein, das Forum aktiv für den gegenseitigen Austausch zu nutzen. Sie wies daraufhin, dass es in diesem Workshop nicht vorrangig um die Umsetzbarkeit der Ideen gehe, sondern mehr darum, frei zu denken und Ideen "zu spinnen". In einem kurzen Input informierte anschließend Aurika von Nauman die Teilnehmenden zum Thema Carsharing am Beispiel von DriveNow. Sie sprach zunächst über die Rahmenbedingungen, die gegeben sein müssten, um ein wirtschaftliches Betreiben von Carsharing-Angeboten in Städten oder Kommunen zu sichern. Zu diesen Aspekten gehöre u.a. die Einwohnerzahl einer Stadt, die bei 500.000 und höher liege. Darüber hinaus würden soziodemografische Aspekte geprüft, wie z.B. die Infrastruktur der Stadt, die ÖPNV-Angebote, Mindestfahrdauern, die Anzahl von Elektroladepunkten, Parkregularien bzw. Parkkosten. Außerdem sei wichtig, dass die Kommune als Partner gewonnen werde, da Verkehrslösungen nur gemeinschaftlich gefunden werden könnten. Daran anschließend führte Frau von Nauman positive Effekte auf, die durch die Nutzung von Carsharing-Angeboten wissenschaftlich nachgewiesen werden konnten. So wurde festgestellt, dass die Erhöhung von Carsharing-Angeboten die Reduktion von Privatfahrzeugen nach sich ziehe. Durch die multimodale Nutzung von Mobilitäts-Angeboten erhöhe sich auch die ÖPNV-Nutzung. Dies wiederum trage zusammen mit der Reduzierung von Privatfahrzeugen zu einer nicht unerheblichen Reduktion von Emissionen bei. Da sich unter den Carsharing-Flotten immer mehr Elektroautos befänden, seien im letzten Jahr 200.000 Menschen an Elektromobilität herangeführt und für dieses Thema sensibilisiert worden. 

Kommune als Partner

Einen großen Aspekt der anschließenden Diskussion stellte die Forderung dar, dass Städte und Kommunen die bestehenden Mobilitäts-Angebote mehr und deutlicher kommunizieren müssten. Neue Bürger, die in die Stadt ziehen, könnten beispielsweise über eine Neubürgerbroschüre direkt über die vielfältigen Angebote zum Thema Mobilität informiert werden. Beim Thema Ladestationen könne man gut die durch die Carsharing-Anbieter generierten Kundendaten nutzen, um sinnvolle Punkte für neue Ladestationen zu bestimmen. In diesem Kontext wies ein Teilnehmer auch auf die Möglichkeit hin, dass man die Standardisierung von Akkus voranbringen könnte. Dies würde es ermöglichen, an Ladestationen unkomplizierter und einfacher den Akku wechseln zu können. Auch hier wäre der Austausch mit den Kommunen bzw. den örtlichen Stadtwerken wichtig und sinnvoll. Eine Teilnehmerin stellte noch einen anderen Aspekt innerstädtischen Verkehrs zur Diskussion, indem sie auf die Problematik von „Handwerker-Fahrzeugen“ aufmerksam machte: Die Handwerker-Dienstleistungen seien vorrangig auf Kleintransporter angewiesen. Handwerker könnten kürzere Strecken, wenn Sie ohne schwere Gerätschaft unterwegs sind, auch mit dem E-Bike erledigen. Hierfür müsse jedoch die Infrastruktur in Form von Ladestationen für E-Bikes geschaffen werden. An dieser Stelle sollte auch der Austausch mit den Handwerkerinnungen intensiviert werden, da der innerstädtische Verkehr deutlich entlastet werden könnte. In diesem Kontext wurde auch die Idee von Bündelungs-Möglichkeiten bei Paketzustellern angesprochen. Hier wäre ein Ansatz, dass die einzelnen Firmen bis zu den Stadtgrenzen liefern, um anschließend die Pakete gebündelt von einem Anbieter in die Städte hineinzubringen.

Intermodalität ausbauen

Um die intermodale Mobilität generell voranzutreiben, wurde im Rahmen des Workshops angeregt, gleichzeitig den Ausbau der Radweg-Infrastruktur mitzudenken und sich kontinuierlich in den Austausch über bedarfsgerechte Preisregularien zu begeben. Ein großes Thema in diesem Zusammenhang stelle die Weiterentwicklung von Mobilitäts-Apps dar, welche die verschiedenen Sharingkonzepte integriert anzeigen und für den Anwender nutzbar machen könnten. Dies funktioniere jedoch nur, wenn insbesondere die Ballungsräume und Pendlerstrecken durch intermodale Angebote flächendeckend abgedeckt seien. Auch an dieser Stelle könnten die schon bereits generierten Daten noch besser genutzt werden, um wichtige Knotenpunkte besser ausfindig zu machen.

Autonomes Fahren

Ein Teilnehmer sprach sich für Aufklärungsarbeit in Bezug auf die Akzeptanz von kleineren Autos aus. Seines Erachtens würden heutzutage zu große Autos gebaut, die nicht sinnvoll genutzt würden und oftmals auch die Parkplatzsuche in Ballungsräumen erschweren würden. Hier wäre eine autonome Parkplatzsuche bzw. der Ausbau von autonomem Fahren voranzutreiben.

Ein weiterer Teilnehmer präsentierte die Vorteile der Schwarmmobilität und berichtete von der Vision einer Gesellschaft, in der Fahrzeuge autonom fahren und allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stünden. Eine Folge wäre beispielsweise, dass es viel mehr nutzbaren Raum in den Städten geben würde, da Privatparkplätze komplett entfallen würden. Auch der zusätzliche Energieverbrauch bei einer vollständigen Umstellung auf Elektromobilität wäre eher gering. An dieser Stelle bemerkte ein weiterer Teilnehmer,  dass in diesem Kontext schon jetzt in viel größeren Dimensionen gedacht werden müsste und die Infrastruktur dafür grundsätzlich schon gegeben sei.

Moderatorin: Sonja Houben und Aurika von Nauman, DriveNow Rheinland

Workshopmoderator Rolf Michael Dollase formulierte zum Einstieg in die Diskussion Thesen für die Zukunft der Energieversorgung:

  • Der Weg der Energiewende muss fortgesetzt werden, wenn wir bis 2050 die Klimaziele erreichen wollen.
  • Die Zahl der Akteure steigt, damit werden die zu steuernden Systeme komplexer und erfordern mehr Intelligenz und mehr kooperative Lösungen.
  • Politische Impulse gibt es genügend, jedoch müssen diese auch bei den Akteuren ankommen. (Kommunikation)
  • Umweltwirtschaft, insbesondere im Bereich Energie ist in der Region stark, jedoch muss das Potential auch gehoben werden. (Wärmespeicher)
  • Die Partner sind bisher gut vernetzt, aber neue Aufgabenstellungen erfordern auch neue Strukturen. (circle economy, Bioökonomie)
  • Im Energiebereich ist die Sektorenkoppelung im Gange. (i-mob)
  • Energie ist nicht immer der Treiber von Innovationen, aber ohne preisgünstige Energie wird es wichtige Innovationen nicht geben.
  • Es muss mehr Prototypen geben, bei denen nicht sicherheitsrelevante Anforderungen gemildert werden sollten.
  • Innerhalb der EU und den potentiellen Beitrittsländern gibt es noch nicht ausgeschöpfte Marktpotentiale.
  • Energieeffizienz ist die Schwester der Ressourceneffizienz.
  • Unsere Schul- und Studieninhalte bedürfen einiger Ergänzungen, z.B. Nachhaltigkeit.

 

Anschließend diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam zu den Schwerpunkten Beratung und Vernetzung, Marktentwicklung und Internationalisierung, Innovationen fördern und Sonstiges (wie beispielsweise Rahmenbedingungen und Fachkräfte).

Beratung und Vernetzung

Einigkeit bestand darin, dass die Beratungsinfrastruktur in NRW bereits gut sei. Die Informationen zu bestehenden Strukturen müssten jedoch noch weiter verbessert werden. Unternehmer wünschten sich dabei einen Ansprechpartner für alle Fragen. Es sei aufwendig, sich die relevanten Informationen und Netzwerke zusammenzusuchen. Ein Beispiel für eine funktionierende Plattform sei der Klimadiskurs NRW. Dort finde ein freier Meinungsaustausch statt, da aus den Diskussionen nichts nach außen dringe. Das Reden miteinander versachliche die Debatte um verschiedene Themen. Das helfe, sein Gegenüber besser zu verstehen und Konflikte zu vermeiden. Auch die Plattform Klima.Expo NRW wurde hervorgehoben. Hier könne man innovative Projekte in NRW finden und Kontakt zu den Initiatoren aufnehmen. Leider, so wurde von einer Teilnehmerin  festgestellt, kenne eine Mehrzahl der Unternehmer lediglich die Informationsangebote der IHK. Ein weiteres Problem für Unternehmer sei auch, dass Netzwerkprojekte an einen bestimmten Förderzeitraum gebunden seien. Bei vollen Auftragsbüchern hätten die Unternehmer schlicht zu wenig Zeit für die Netzwerkpflege. Dies sei jedoch eine Frage der Schwerpunktsetzung. Wichtig sei es, den unmittelbaren Nutzen für Unternehmer zu kommunizieren.

Innovationen fördern

Das Veranstaltungsformat wurde von einigen Teilnehmern ausdrücklich gelobt. Innovationsförderung erreiche man gerade dann, wenn unterschiedliche Branchen zusammengebracht würden. Die Kopplung von unterschiedlichen Sektoren sei dabei ein Schlüssel. Die spannendsten Projekte entstünden, wenn sektorübergreifend gedacht und geplant würde. Quereinsteiger seien häufig innovativer. Das Unternehmen Tesla sei hier ein gutes Beispiel. In der Region Düsseldorf müsse besonders der Bereich IKT weiter gestärkt werden. Hier sei die Region bereits gut aufgestellt. Eine Kooperation sei mit vielen Branchen vorstellbar.
Innovative Lösungen brauche gerade der Transformationsprozess von einer Erdöl-basierten Wirtschaft hin zu einer Wirtschaft, in der fossile Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden, so Moderator Dollase. Unter dem Stichwort der Bioökonomie sei mit der Vereinbarungen um die Klimaziele auf internationaler Ebene ein Stein ins Rollen gebracht worden, der sich nicht mehr aufhalten ließe. Er betonte, dass die Unternehmen in der Region diesen Trend rechtzeitig erkennen sollten, um reagieren zu können und den Transformationsprozess mit Innovationen aktiv mitzugestalten.

Internationalisierung und Rahmensetzung

Es wurde festgehalten, dass internationale Wirtschaftsabkommen in der Regel im Sinne der Unternehmen in Deutschland sind. Zum einen benötigten deutsche Unternehmen im Ausland Planungssicherheit. Es sei außerdem wichtig, Mindeststandards für die Qualität der Produkte und deren Produktionsprozess festzulegen. Länder, in denen Produkte mit niedrigeren Löhnen und mit geringen Auflagen bei Umweltstandards hergestellt werden könnten, seien eine Bedrohung sowohl für die Umwelt als auch für die Unternehmen in Deutschland. Grundsätzlich gelte, dass die Unternehmen hier ihr Knowhow ausspielen sollten. Bei der Produktion von Einzelkomponenten seien deutsche Unternehmen auf Grund der höheren Standards international häufig zu teuer und im Vergleich zu Billiglohnländern nicht konkurrenzfähig. Vielmehr sollten Komplettlösungen angeboten und international vermarktet werden, wie beispielsweise Unternehmenszusammenschlüsseund das gemeinsame Problemlösen der Wasserversorgung oder der notwendigen Vernetzung bei Infrastrukturmaßnahmen. Hier gebe es einen großen Bedarf in vielen Regionen der Welt.

Sonstiges: Fachkräftemangel

Für Industrie und Unternehmen in der Region sei es wichtig, gute Handwerker in der Region zu haben. Leider hätten diese Berufe in den letzten Jahren an Ansehen eingebüßt. Grund sei u.a. eine „Verakademisierung“ der Gesellschaft, die durch bildungspolitische Maßnahmen gefördert würde. Ziel ist es, diesem Trend entgegen zu wirken und Handwerksberufen wieder einen höheren Stellenwert zu zuordnen. Die gesamte Bildungspolitik müsse wieder daraufhin neu ausgerichtet werden. Ein weiterer Punkt seien die sozialen Rahmenbedingungen. Es bestehe die Befürchtung, dass Düsseldorf für verschiedene Berufszweige schlicht zu teuer werde. Hier müsse gegengesteuert werden.

Moderator: Rolf Michael Dollase, Stadwerke Düsseldorf AG

Podiumsdiskussion

An der abschließenden Podiumsdiskussion sprachen neben Alexandra Landsberg und Marion Hörsken auch Prof. Dr. Mario Adam (Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Maschinenbau & Verfahrenstechnik), Aurika von Nauman sowie Rolf Michael Dollase über Perspektiven der Umweltwirtschaft in der Region Düsseldorf. Zunächst stellten die beiden Workshopmoderatoren die zentralen Ergebnisse ihrer Workshops vor.

Aurika von Nauman stellte die Bedeutung einer Verstärkung von Kommunikationsmaßnahmen, um vorhandene Mobilitätsangebote aufzuzeigen, heraus. Dies sei insbesondere für den Bereich der innerstädtischen Mobilität wichtig. Die Bürgerinnen und Bürger müssten nachhaltiger aufgeklärt werden, welche Alternativen ihnen zur Verfügung stünden. In diesem Kontext, sprach sie über die Notwendigkeit von bedarfsgerechten Preisregularien. Für eine multimodale Nutzung von Mobilitätsangeboten müsse der Austausch mit der Stadt weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus wurde betont, vorhandene Ressourcen effektiver zu nutzen. Ein Hilfsmittel könnte eine App darstellen, welche die verschiedenen Mobilitätsmöglichkeiten (u.a. Carsharing, RideSharing, ÖPNV etc.) integriere. Darüber hinaus ging es im Workshop um die Bündelung im Logistik-Bereich dar. Hier gäbe es noch großes Potenzial, die verschiedenen Vehikel intelligenter zu nutzen. Abschließend wurde die Notwendigkeit des Ausbaus der Rad-Infrastruktur in den Ballungsräumen betont.

Im Anschluss fasste auch Rolf Michael Dollase die zentralen Ergebnisse seines Workshops zusammen. Ein wichtiges Thema war hier die Intensivierung der Kommunikationsmaßnahmen um vorhandene Angebote. Netzwerke seien für diverse Themen und Gruppen vorhanden, müssten den Unternehmern jedoch noch besser bekannt gemacht werden. Diese seien im Übrigen nur bereit, sich in Netzwerken zu engagieren, wenn sie einen direkten Nutzen in der Beteiligung erkennen würden. Außerdem ging es im Workshop um die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft. Materialien sollten im Idealfall nach ihrer Verwendung in einem Produkt aufbereitet und dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt werden. Zum Thema Innovationsförderung wurde festgehalten, dass Innovationen vor allem in Querschnittsbranchen entstünden. Die Vernetzung unterschiedlicher Branchen sollte intensiviert werden. Als weiteren Punkt listete Dollase die Wichtigkeit internationaler Rahmenbedingungen für die Unternehmen in der Region auf. Niedrige Standards in Billiglohnländern würden neben der Umwelt auch den Unternehmen der Region schaden. Zuletzt wurde noch der Fachkräftemangel in technischen Berufen angesprochen. Hier könnten bildungspolitische Maßnahmen der Tendenz der zunehmenden Akademisierung entgegenwirken.

Moderator Rüdiger Wagner nahm den Input aus den Workshops auf und erkundigte sich bei den Podiumsteilnehmern nach deren Einschätzungen zu der Netzwerklandschaft in der Region Düsseldorf und wo diese im Sinne der Innovationsfähigkeit noch verbessert werden könnten. Marion Hörsken betonte, dass es in der Region nicht an Angeboten für Unternehmen mangele und die Landeshauptstadt gut aufgestellt sei. Sie erkannte allerdings Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation für die Netzwerke. Auch Alexandra Landsberg betonte die Stärken des Standorts. Sie stellte die Frage, welche Formate für die Unternehmen in der Region interessant sein könnten, um die Stärken der Region weiter auszubauen. Ein Schwerpunkt sei hier die IKT-Branche. Die Branche mit Unternehmen aus dem Bereich der umweltfreundlichen Mobilität oder aus der Energiebranche im Sinne intelligenter Netze zusammenzubringen, wäre interessant.

Prof. Dr. Adam sprach über die Schwierigkeiten beim Bearbeiten von Forschungsanträgen und beim Akquirieren von geeigneten Partner aus der Wirtschaft für eine gemeinsame Zusammenarbeit. Beides sei eine sehr zeitintensive Herausforderung. Zeitgleich werde die Dauer bis zur Bewilligung von Förderanträgen von viele Unternehmen als zu lang empfunden. Gerade bei innovativen Vorschlägen müsse es schnellere Arten von Fördermittelbewilligung geben. Eine Option wäre z.B., die Bewilligungshöhe einzelner Projekte zu reduzieren, um so mehr Projekte mit kleineren Summen unterstützen zu können (Prototypenförderung). Gerade der Mobilitätsmarkt ist ein sehr dynamischer Markt, auf dem man viel schneller reagieren müsse, als es unter den jetzigen Förderbedingungen möglich sei. Trotzdem sei die Netzwerkarbeit unter den Firmen, aber auch Kooperationen mit der Wissenschaft, z.B. für das Testen von Prototypen, sehr wichtig. Düsseldorf müsse ein Interesse daran haben, ein „Spielplatz“ für Innovationen zu sein – ein Ort, an dem Pilotprojekte durchgeführt werden könnten. Das würde den Standort attraktiv für innovative Unternehmen machen.

Auch Rolf Michael Dollase forderte mehr Mut, weniger Risikoscheue im Sinne der Innovationsförderung in NRW und plädierte dafür, Pilotprojekte in der Praxis zu fördern. Marion Hörsken unterstrich diesen Punkt und verwies darauf, dass in Düsseldorf im Rahmen der „Innovation City“ gerade innovative Pilotprojekte gefördert werden könnten. Aurika von Nauman warb dafür, eine Mentalität des „Trial and Error“ in Deutschland zu etablieren. Innovative Unternehmen würde der Staat am besten unterstützen, wenn er es ihnen ermögliche, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, Ideen schnell in die Testphase zu übersetzen. Alexandra Landsberg nahm die Anregungen auf, verwies aber auf das Spannungsverhältnis zwischen unbürokratischer Innovationsförderung und der Notwendigkeit einer Risikoabsicherung auf staatlicher Seite. So gebe es beispielsweise innovative Ansätze im Hochwasserschutz, die nicht einfach so eingesetzt und unter realen Bedingungen getestet werden könnten. Die möglichen Folgen im Fall eines Versagens einer neuen Technologie seien häufig ein Grund für ein Zögern auf behördlicher Seite.

Es wurde außerdem vorgeschlagen, ein regelmäßiges Treffen zum Thema Elektromobilität einzurichten, an dem sich Vertreter aus den Bereichen Carsharing und Elektromobilität sowie Anbieter von Ladesäulen beteiligen sollten. Das Land NRW könne dazu eine Plattform schaffen.

Ein Wunsch aus dem Plenum betraf eine gebündelte Datenbank, Plattform oder Landkarte, die innovative Pilotprojekte kennzeichnet. Andere Unternehmen könnten so schnell und unkompliziert miteinander in Kontakt treten und Fragen unbürokratisch klären. Verwiesen wurde auf ähnliche Angebote der Initiativen Ökoprofit und die KlimaExpo.NRW.

Zum Schluss wurde von einem Teilnehmer aus dem Plenum noch ein grundsätzliches Problem angesprochen: Die staatliche Förderung sei stets Projektbezogen und nicht am eigentlichen Ergebnis ausgerichtet. So werde gezielt das Elektroauto gefördert. Sinnvoller und innovationsfördernder wäre es jedoch, alle Maßnahmen zu belohnen, die CO2 einsparen.

Moderator Rüdiger Wagner bedankte sich bei den Mitwirkenden für die intensive Diskussion und fasste zusammen, dass der Wunsch bei den Teilnehmenden bestehe, Förderung flexibler und branchenübergreifend aufzusetzen.