Klimafreundlich bauen und sanieren mit Lehm

Düsseldorf/Viersen, 15.11.2023 • Vom Familienheim bis zum Bürokomplex: Moderne Lehmbaustoffe sind Baumarkt-ready, klimafreundlich, recyclebar und wohngesund. Die ClayTec GmbH aus Viersen gestaltet mit innovativen Produkten das neue Bauen mit Lehm und prophezeit dem Material eine goldene Zukunft.

Lehmbau geht sehr einfach. Lehmbau geht auch spektakulär. Vor allem aber ist Lehm ein sehr flexibler Baustoff. In modernen Gebäuden wird er in zahlreichen Varianten und Kombinationen für unterschiedliche Aufgaben verwendet: für tragende Wände, als Mörtel oder im Trockenbau. Lehm ist anders als Sand kein seltener Rohstoff, er ist unproblematisch in der Verarbeitung und kann als Baustoff eine Klimabilanz vorweisen, die ihresgleichen sucht. Das liegt vor allem am extrem geringen Energieverbrauch.

„Lehmprodukte verbrauchen in der Produktion so gut wie keine Energie“, sagt Peter Breidenbach. Er ist Gründer und Geschäftsführer der ClayTec GmbH mit Sitz im niederrheinischen Viersen. Und überzeugt von seinem Material: „Viele unserer Produkte können erdfeucht verarbeitet werden, der Lehm kommt aus der Region. Allein der Lehmputz spart 97 Prozent der Energie gegenüber einem konventionellen Kalk- oder Kalkzementputz ein.“

Seit über 40 Jahren ist Breidenbach im Lehmbau tätig, er ist der erste Lehmbauer überhaupt, der in Deutschland in die Handwerksrolle eingetragen wurde. Er kennt die zahlreichen Vorzüge des Lehmbaus und sieht ein enormes Potenzial für die Zukunft: „Der Gebäudesektor verursacht 37 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes, auch weil die Produktion von Zement und Kalk sehr hohe Temperaturen benötigt. Moderne Baustoffe aus Lehm werden Teil der Lösung für dieses Problem sein.“

Die Vorstellung mag überraschen. Man kennt in Deutschland den traditionellen Lehmbau und vielleicht auch eindrucksvolle Fotos aus Architekturzeitschriften, wo dekorative und häufig teure Elemente aus Lehm schon länger ein Trend sind. Doch dieses Bild ist unvollständig. Welche Möglichkeiten Lehm tatsächlich im alltäglichen Baugewerbe und zu moderaten Preisen bietet, zeigt ein Blick auf die Produktpalette der Viersener. ClayTec entwickelt und produziert Baustoffe aus Lehm: Lehmputze und -farben, Lehmmörtel, Mauersteine aus Lehm in verschiedenen Größen und diverse Lehmbauplatten für den Innenausbau. „Wir sind Innovationsführer und Marktführer in diesem Bereich“, stellt Breidenbach fest, „Jeder Handwerker kann unsere Produkte auf kurzem Wege über seinen Baustoffhandel beziehen.“

Angefangen hat alles mit der Denkmalpflege. Bereits als Schüler ist der spätere Gründer Peter Breidenbach hierbei mit Lehm in Berührung gekommen, jenem Baustoff, der ihn sein ganzes Berufsleben hindurch begeistert: „Da reparieren Sie auf der Baustelle ein 700 Jahre altes Gefach, ergänzen im Idealfall mit dem Originalmaterial und machen es so für die nächsten 500 Jahre fit. Das geht nur mit Lehm, das kann kein anderes Material.“ Später seien Fragen rund um das ökologische Bauen immer wichtiger geworden, auch angesichts von Schadstoffen wie Asbest oder PCB. Und wieder sei es der Lehmbau gewesen, der die richtigen Antworten lieferte, zumindest für einen umweltbewussten Mann wie Peter Breidenbach. Und so ist es nur folgerichtig, wenn der Klima- und Ressourcenschutz im Gebäudesektor durch Lehm neuen Schub erhält. Oder, wie Peter Breidenbach es ausdrückt: „Es gibt einfach keinen Grund, heute nicht mit Lehm zu bauen!“

Die Möglichkeiten sind vielfältig wie nie: Ob Neubau von Bürogebäuden und Einfamilienhäusern oder im Innenausbau. Die Sanierung im Gebäudebestand ist ein typisches Anwendungsfeld, zumal eines mit hoher Relevanz, wenn es um das Einsparen von Ressourcen geht. Um beispielsweise ein altes Warenhaus in ein Wohngebäude umzunutzen, ist Trockenbau gefragt. Und dieser lässt sich mit Lehmbauplatten und Lehmputz ebenso gut bewerkstelligen wie mit den konventionellen Produkten aus Gips und Kalk. „Grundsätzlich gibt es alle Produkte, die im Innenausbau verwendet werden, auch aus Lehm“, bekräftigt Max Breidenbach, einer von zwei Söhnen des Gründers, die beide im Unternehmen tätig sind. „Der Unterschied liegt im sehr geringen Energieeinsatz, im gesunden Innenraumklima und in der guten Recyclingfähigkeit.“

Diese Vorzüge des Lehmbaus gehen auf seine chemische Beschaffenheit zurück, die sich grundsätzlich von Baustoffen wie Zement oder Gips unterscheidet. Diese binden, einmal angerührt, am Einsatzort ab und härten irreversibel aus. Lehm hingegen wird entweder so verwendet, wie er aus dem Boden kommt, oder zuvor getrocknet, etwa um ihn zu einer Lehmbauplatte zu verarbeiten. Er bindet aber nicht ab und härtet nicht aus. Deshalb kann Lehm auch nach vielen Jahren problemlos wieder zerkleinert und erneut als Baustoff genutzt werden. Über seine gesamte Nutzungszeit bleibt er chemisch unverändert und kann daher immer wieder Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnehmen und wieder abgeben: Der Lehm „atmet“.

Wie diese Besonderheiten am besten in verschiedene Anwendungen und letztlich Produkte überführt werden können, ist ein Bereich, in dem ClayTec durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung ein besonderes Know-how aufgebaut hat. „Die bauphysikalischen Eigenschaften von Lehm sind sehr besonders. Aktuell arbeiten wir an einem großen Berliner Museums-Sanierungsprojekt, dem Gropius Bau. Dort ist geplant, die Raumklimatisierung durch die Verwendung von Lehmputz geringer zu dimensionieren und so Energie und Kosten bei der Nutzung zu sparen“, erläutert Max Breidenbach und verweist zu diesem Thema auf aktuelle Forschungsarbeiten (z. B. idw-Online: "Baustoff Lehm erspart Klimatechnik", ohne Mitwirkung von ClayTec).  Auch die positive Wirkung für den Klimaschutz soll weiter verbessert werden. So hat ClayTec mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein energieeffizientes Produktionsverfahren für Lehmbauwände entwickelt, bei dem die Platten durch Sonnenwärme getrocknet werden. Da der Lehm zusätzlich mit Pflanzenfasern vermengt sei, erreichten die fertigen Platten rechnerisch sogar einen klimapositiven Effekt, beschreibt Breidenbach junior, der unter anderem für die Unternehmensentwicklung zuständig ist. Und die ist durchaus zufriedenstellend: „Das zunehmende Bewusstsein für Klima- und Ressourcenschutz spricht für unsere Produkte. In den vergangenen Jahren haben wir in punkto Unternehmensgröße, Standorte und Umsatz ein enormes Wachstum hingelegt. Die Nachfrage ist da und wird jedes Jahr größer.“