Düsseldorf/Wuppertal, 29.03.2022 • Aktivierung von Flexibilitätsoptionen mittelständischer Industrieunternehmen anhand dynamischer Stromtarife zur Verringerung von Energiebezugskosten und Verbesserung der Integration erneuerbarer Energien in das Energiesystem
Aufgrund des Ausbaus Erneuerbarer Energien wächst die Notwendigkeit, den Energieverbrauch stärker an die Einspeisung des Ökostroms anzupassen. Bisher wird die benötigte Flexibilität meist durch die Erzeugerseite gewährleistet, die Verbraucherseite hingegen wird weitgehend vernachlässigt. Das Forschungsprojekt „Happy Power Hour II“ sollte aufzeigen, wie mittelständische Industrieunternehmen durch dynamische Stromtarife dazu angeregt werden können, ihren Energieverbrauch zeitlich flexibler zu gestalten. Auf diese Weise sollten die Energiebezugskosten verringert und ein Beitrag der Verbraucherseite zum Gelingen der Energiewende geleistet werden.
In der ersten Projektphase wurden Prozesse in Industrieunternehmen identifiziert, deren zeitliche Durchführung von dynamischen Stromtarifen beeinflusst werden kann. Dies geschah mithilfe einer Quick-Check-Analyse, mit der eine hohe Anzahl an Industrieprozessen in verschiedenen Unternehmen in Bezug auf ihre Flexibilität untersucht wurde. Darüber hinaus ging es um die Frage, wie Industriepartner aktiviert werden können, bestehende Flexibilitätspotenziale umzusetzen.
„Wenn das ans Fliegen kommt, dann hat das in drei Jahren jeder zweite Energieversorger.“
Prof. Dr.-Ing. Markus Zdrallek, Leiter des Lehrstuhls für elektrische Energieversorgungstechnik, Bergische Universität Wuppertal
In einer zweiten Projektphase wurde eine standardisierte Automatisierungs- und Fernwirktechnik konzipiert, durch welche die Preissignale vollautomatisiert zwischen Energiehändler und Industrieunternehmen übertragen werden können. Die entwickelte Technik wurde in Form der „Happy-Power-Hour-Steuerbox“ technisch umgesetzt.
Ein erfolgreicher Praxistest in ausgewählten Industrieunternehmen schloss die dritte Projektphase ab. Das Projekt hat gezeigt, dass dynamische Stromtarife praxistauglich sind, die Strombezugskosten von Unternehmen senken und zugleich die Netzintegration der Erneuerbaren Energien verbessern können. Die Ferrum Edelstahlhärterei GmbH aus Augustdorf, die sich als Industriepartner dem Projekt „Happy Power Hour II“ angeschlossen hat, hat für die Flexibilisierung ihrer Produktionsprozesse den EnergieInnovationspreis. NRW 2018 in der Kategorie „Energieeffizienz“ erhalten.