EINHUNDERT Energie GmbH • Köln

Im Interview: Sarah Seiler, Vice President Customer

Düsseldorf, 18.11.2022 • Sarah Seiler, Vice President Customer bei der EINHUNDERT Energie GmbH, spricht im Interview über Gemeinwohl, den Ausbau der Erneuerbaren und mehr Transparenz beim Energiekonsum.

Welche Produkte oder Dienstleistungen mit einem Umweltnutzen bieten Sie an?

Wir installieren und betreiben Photovoltaikanlagen auf Dächern von Wohnimmobilien und werden damit für die Bewohner:innen zu einem günstigen Energieversorger. Mit gewissen Extras: So rechnen wir die Verbräuche monatlich in Echtzeit ab, unsere Software zeigt detailgenau die Energieflüsse im Gebäude und hilft, Energie zu sparen. Den Immobilien- und Energieunternehmen bieten wir ein Paket aus solarem Mieterstrom, digitaler Abwicklung und einer modernen Softwareplattform. Viele kombinieren dies auch mit dem Laden von E-Fahrzeugen oder klimafreundlichen Wärmepumpen. Das verringert die Umweltauswirkungen beträchtlich. Mit PV-Mieterstrom können 20–30 Prozent CO2, in Kombination mit Wärmepumpen sogar bis zu 100 Prozent CO2 bei der Energie- und Wärmeversorgung eingespart werden. Unterm Strich sind wir damit führend bei skalierbarem Mieterstrom in Deutschland.

Was verstehen Sie unter der „ökologischen Transformation“ allgemein und in Bezug auf Ihr Unternehmen?

Für mich persönlich geht es dabei darum, den Folgen unseres Handelns Rechnung zu tragen. Unsere Art zu wirtschaften und zu leben führt zu hohen Ressourcenverbräuchen und ist schon lange nicht mehr zeitgemäß.

Bei EINHUNDERT haben wir uns der Transformation der Energieversorgung in den eigenen vier Wänden verschrieben, da dort ein Großteil des Energieverbrauchs stattfindet. Allein durch die erhöhte Transparenz, die unsere digitalen Stromzähler (Smart Meter) beim Energiekonsum schaffen, können Verbraucher:innen bis zu 12 Prozent Strom und entsprechende Kosten einsparen. Mit diesem Vorhaben werden wir übrigens von der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) gefördert. Zusätzlich ist der Strom zu 100 Prozent ökologisch.

Sie sprechen für ein Unternehmen, das sich ganz auf ein nachhaltiges Wirtschaften eingestellt hat. Inwiefern sehen Sie sich als Umdenkerin?

Ich sehe mich eher als Teil eines notwendigen Wirtschaftstrends: Immer mehr Unternehmen und Akteur:innen in der Wirtschaft richten sich an nachhaltigen Prinzipien aus und sind auch bereit, höhere Kosten bzw. geringere Gewinnmargen in Kauf zu nehmen, um ressourcenschonend und nachhaltig zu wirtschaften. Hier liegt unsere Stärke: Wir möchten eine echte, wirtschaftlich sinnvolle Alternative zur fossilen Energieversorgung im Immobiliensektor schaffen.

Wie betrifft die aktuelle Lage an den Energie- und Rohstoffmärkten das Umdenken in Ihrem Unternehmen?

Natürlich haben die weltpolitischen Umbrüche auch dazu beigetragen, dass Unternehmen stärker umdenken und die Nachfrage nach unseren Produkten steigt: Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und von den Preisschwankungen am Energiemarkt steht aktuell hoch im Kurs. Und Mieterstrom setzt genau hier an – unser Strom wird dort produziert, wo er auch verbraucht wird, ist autark und kann daher günstiger angeboten werden als der durchschnittliche Strom am Markt. Wichtig ist es, dieses Momentum zu nutzen, denn es führt politisch und ökonomisch zu einem größeren Handlungswillen beim Ausbau der erneuerbaren Energien.

Andererseits betrifft auch uns das Thema der gestiegenen Preise an der Strombörse und der Lieferketten- und Installationskapazität. Wir möchten daher unser Partnernetzwerk weiter diversifizieren und noch flexibler bei den Projektplanungen sein.

Ihr Geschäftsmodell beruht auf dem Gedanken eines nachhaltigen Wirtschaftens – lohnt sich das überhaupt? Oder sehen Sie sich noch eher als ein strategisches bzw. langfristiges Projekt?

Wir haben schon heute wirtschaftliche Projekte. Dies wird auch regelmäßig von den Partnern, mit denen wir zusammenarbeiten, wie der Triodos, evaluiert. Unser nächster Schritt ist es, durch die weitere Nutzung von Smart-Metering-Daten noch mehr Mehrwerte für unsere Kund:innen und Mieter:innen zu schaffen. Zudem wollen wir auch die Kund:innen Schritt für Schritt an der Energiewende wirtschaftlich beteiligen. Beispielsweise durch die Einbindung von Wärmepumpen.

Wo lagen und liegen die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen als Vorbild für bzw. bei der Transformation?

Unser Produkt und das geschäftliche Umfeld sind neu und sehr komplex, wir stehen quasi mit einem Bein in der Immobilienbranche und mit dem anderen im Energiemarkt. Hinzu kommt: Bei unseren Projekten gehen wir jahrzehntelange Partnerschaften ein, für die ein besonderes Vertrauen notwendig ist.

Daneben erleben wir politisch wie ökonomisch sehr volatile Zeiten, manchmal schnellen etwa die Preise kurzfristig nach oben – wie reagieren wir hier und wann? Oft müssen Entscheidungen schnell getroffen und dabei mit Fingerspitzengefühl abgewogen und kommuniziert werden. Dabei hilft die Überzeugung, dass unser Modell langfristig einfach das Richtige ist und Autarkie ermöglicht.

Seit wann beschäftigen Sie sich mit Fragen des nachhaltigen Wirtschaftens? Wie kam es dazu? Gab es für Sie persönlich einen bestimmten Moment des Umdenkens?

Bereits im Studium haben mich alternative Zielsetzungen zur klassischen Gewinnmaximierung interessiert, beispielsweise Themen wie Gemeinwohl oder Postwachstum. Beruflich war und ist mir wichtig, diese unterschiedlichen Ziele und Motive zu verstehen und entsprechend für alle Beteiligten eine sinnvolle Strategie zu erarbeiten. So wie bei EINHUNDERT: Durch erneuerbare Energien können wir Umsätze erwirtschaften und gleichzeitig unseren Kund:innen den Zugang zu einem Zukunftsmarkt ermöglichen, Mieter:innen günstigen und sauberen Strom bieten und den Wirtschaftsstandort stärken. Zugleich tragen wir dazu bei, unsere Energieversorgung nachhaltig umzubauen, von den fossilen Energieträgern wegzukommen und CO2-Neutralität zu erreichen.

Welche Standortfaktoren braucht die Green Economy in Ihren Augen? Was kann NRW tun, um Unternehmen den Umbau zu erleichtern und weiterhin führender (Umwelt)Wirtschaftsstandort zu bleiben?

Es wird noch für eine Zeitlang wichtig bleiben, nachhaltige Maßnahmen wie den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie innovative Konzepte wie Mieterstrom und Bürgerenergie zu fördern. Auch ein Umdenken im Bereich Mobilität gilt es weiterhin durch Fördergelder zu unterstützen, ebenso sozial verantwortliches Handeln und am Gemeinwohl orientierte Maßnahmen. Daneben müssen insbesondere Hürden in der Gesetzgebung zur Nutzung erneuerbarer Energien auf Länder- und Bundesebene abgebaut werden.

Des Weiteren braucht eine florierende Green Economy die Möglichkeit des Austausches und der Begegnung zwischen etablierten Akteur:innen und neuen Marktteilnehmenden. Dies zu ermöglichen und zu forcieren ist für mich essenziell.

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Das Interview wurde geführt anlässlich der Umweltwirtschaftstage NRW.

EINHUNDERT Energie

Das Kölner Unternehmen ist führender Partner für skalierbaren Mieterstrom und unterstützt Immobilienunternehmen und Energiedienstleister bei der Dekarbonisierung ihrer Gebäude. Das Unternehmen installiert, finanziert und betreibt bundesweit PV-Mieterstromanlagen in Kombination mit digitaler Zählertechnik und Softwarelösung für Strom, Wasser und Wärme.

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