:metabolon • Lindlar

Im Interview: Monika Lichtinghagen-Wirths über ein Innovationsprojekt des BAV

Düsseldorf/Lindlar, 13.12.2018 • Monika Lichtinghagen-Wirths, Geschäftsführerin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV), spricht über das Projekt :metabolon, in dessen Rahmen eine Deponie zu einem Forschungs- und Kompetenzzentrum für Ressourcenmanagement umgewandelt wird.

Ist die "Circular Economy" der heilige Gral der Umweltwirtschaft – erstrebenswert aber unerreichbar?

Der Begriff zirkuläre Wertschöpfung steht für die effiziente und effektive Nutzung vorhandener Ressourcen sowie die innovative Verknüpfung von Verwertungsketten. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette vom Produktionsdesign über den Produktionsprozess bis zu den Abfällen betrachtet. Am Ende eines Prozesses werden die Abfälle als Sekundärressourcen in neue Kreisläufe eingebracht. So ist zirkuläre Wertschöpfung mehr als Recycling und geht deutlich über die bisherigen Grenzen der Kreislaufwirtschaft hinaus. Im Projekt :metabolon werden Ausgangsstoffe, beispielsweise der Land- und Forstwirtschaft, der Abfall- oder der Wasserwirtschaft, durch Forschung an innovativen, halbindustriellen Forschungsanlagen auf ihre Verwertbarkeit untersucht. Geplant ist über diese organischen Abfälle hinaus auch anorganische Abfälle wie z. B. Baustellen- oder Kunststoffabfälle zu betrachten. Circular Economy ist somit kein "heiliger Gral", sondern ein Ziel auf dessen Weg wir uns noch weit am Anfang befinden und wo es noch vieler Innovationen und Entwicklungen bedarf; der jedoch gegangen werden muss, wenn nur einige der wichtigsten Fragestellungen der Zukunft beantwortet werden sollen.

Wie machen Sie eine zukunftsgerichtete Kreislaufwirtschaft sichtbar?

Durch die Zusammenarbeit von Forschung und Wirtschaft sowie den relevanten Akteuren im Bereich des Wissenstransfers baut der BAV ein NRW-weites Kompetenznetzwerk für zirkuläre Wertschöpfung auf, worauf gezielt zurückgegriffen werden kann, um Lösungsansätze und zukunftsweisende Infrastruktur bei den Aufgaben einer modernen Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten, umzusetzen und sichtbar zu machen. Die Wirkung des Standortes entfaltet sich mittlerweile nicht nur landes- und bundesweit sondern auch international. Dies äußert sich in stetig wachsenden Besuchen internationaler Fachdelegationen, die sich vor Ort über ein modernes Ressourcenmanagement mit einem umfangreichen Wissenstransferansatz informieren.

:metabolon legt hohen Wert auf Umweltbildung und die Kompetenz von Schülerinnen und Schülern in den MINT-Fächern – sehen Sie schon erste Erfolge?

Das Entsorgungszentrum Leppe vor den Toren Kölns wurde zu einer authentischen Lernlandschaft entwickelt, die allen Altersgruppen einen Erfahrungsraum zur Sensibilisierung für die Themen Umwelt, Ressourcen und Energieformen der Zukunft bietet. Unter der Ägide "Lebenslanges Lernen" werden Kindertagesstätten, Grund- und weiterführende Schulen, Studierenden sowie Interessenten von Aus- und Weiterbildung angesprochen. Durch erlebnisorientiertes Lernen und informative Kommunikationssysteme können die Besucher ihr Wissen zu standortverwandten Themen erweitern. Einen Schwerpunkt bilden die Naturwissenschaften, da dem Fachkräftemangel speziell in den für die Ressourcenschonung dringend notwendigen technischen Berufen, entgegengewirkt werden muss. Die enge Kooperation mit der Wirtschaft zeigt erste Erfolge. Bedarfsgerecht können so Nachwuchskräfte für Industrie, Gewerbe und Handwerk gewonnen werden.

Der Bergische Abfallverband ist auf der Höhe der Zeit: 2018 haben Sie unter anderem eine moderne Tunnelkompostierungsanlage und einen neuen Wertstoffhof eröffnet. Wie lauten ihre Pläne für die kommenden Jahre?

Die Entwicklung zu einer konsequenten Kreislaufwirtschaft wird für den Bergischen Abfallwirtschaftsverband und seine Beteiligungsgesellschaften, AVEA und RELOGA, die Herausforderung der Zukunft sein. Sowohl technisch, als auch im Bereich der Forschung liegt das Augenmerk auf der konsequenten Fortentwicklung eines ökologisch und ökonomisch sinnvollen Recyclings von Abfällen. Hierzu wird ein Schwerpunkt auf der Erfassung und Verwertung von Abfällen, beispielsweise durch Erweiterung der dezentralen Erfassungsmöglichkeiten in Form eines flächendeckenden Netzes von Wertstoffhöfen mit Angeboten, sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Unternehmen der Region, liegen.

***
Monika Lichtinghagen-Wirths ist seit 2003 Geschäftsführerin des Bergischen Abfallwirtschaftsverbands (BAV) mit einem Entsorgungsgebiet von etwa 550.000 Einwohnern und leitet das Projekt :metabolon. Umweltwirtschaft – Vorsprung für NRW.

Projekt :metabolon

Das Projekt :metabolon entstand im Rahmen der Regionale 2010, einem Strukturförderprogramm des Landes NRW. Der Zukunftsstandort integriert zum einen vorhandene Kompetenzen, entwickelt sie weiter und setzt sie neu in Szene. Heute bietet :metabolon fünf inhaltliche Schwerpunkte, die den Stoffkreislauf und die Wandelbarkeit einer Landschaft darstellen und für den Besucher erlebbar machen: außerschulischer Lernort, Bergisches Energiekompetenzzentrum, Forschung, Freizeit und nachhaltiges Gewerbegebiet.

www.bavweb.de/-metabolon