Eine Branche im Aufbruch

Die Umweltwirtschaft in Nordrhein-Westfalen

Die Umweltwirtschaft entwickelt und vermarktet Produkte und Dienstleistungen mit unmittelbarem Nutzen für Umwelt und Klima. Sie verbindet wirtschaftliches Wachstum und einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen. Ressourceneffizienz, Abwasserbehandlung, Abfallbehandlung, umweltfreundliche Mobilität und Grüne Agrartechnologien, erneuerbare Energien und die Entwicklung eines darauf aufbauenden Energiewirtschaftssystems sind Beispiele dafür.

Die nordrhein-westfälische Umweltwirtschaft hat das Jahrzehnt mit einem Wachstumsschub eröffnet, ihre jährliche Bruttowertschöpfung stieg zwischen 2020 und 2023 um 9,2 Mrd. Euro auf nahezu 52,8 Mrd. Euro, die Zahl der Erwerbstätigen zwischen 2020 und 2023 um 21.600 auf rund 599.000. Die Entwicklung seit 2010 unterstreicht diesen Trend: die Umweltwirtschaft erzielt auch im langfristigen Durchschnitt ein überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zur Gesamtwirtschaft des Bundeslandes: 1,4% p. a. bei der Erwerbstätigkeit und 4,3% p.a. bei der Bruttowertschöpfung.

Ihr Stellenwert als zukunftweisende Leitbranche in und für Nordrhein-Westfalen beruht darüber hinaus auf einer ausgeprägten Innovationsorientierung sowie messbaren Leistungen für den Schutz von Ressourcen und Klima.

Die Unternehmen der Umweltwirtschaft üben zum einen als Motor für die ökologische und ökonomische Transformation eine wichtige Funktion aus. Angesichts der Polykrise von Klima und Biodiversität sowie den aktuellen geopolitischen Herausforderungen bieten innovative Produkte der Umweltwirtschaft neue Marktpotenziale, Chancen für den Klimaschutz, technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Resilienz sowie Lösungen zur Reduktion von Abhängigkeiten.

Deutschland zählt traditionell zu den globalen Green-Tech-Innovationszentren. Aus Nordrhein-Westfalen kommen vor allem Innovationen zur Kreislaufwirtschaft und zur Wasserwirtschaft, aber auch zu Minderungs- und Schutztechnologien. Überdurchschnittlich hohe Anteile an globalen Patentanmeldungen erzielt NRW zum Beispiel in den Technologiebereichen Mess-, Steuer- und Regeltechnik, auch im Technologiebereich Wasser- und Abwassernetz zählt NRW zu den globalen Innovationsführern. Zu den weiteren wichtigen Innovationsfeldern in NRW zählen Recyclinglösungen für leistungsfähige Batteriepacks für E-Fahrzeuge.

Zum anderen erzielt die Umweltwirtschaft mit ihrer ökologischen Wertschöpfung und vermiedenen Umweltschäden eine doppelte Dividende für Nordrhein-Westfalen. Sie leistet nicht nur einen sozio-ökonomischen, sondern auch einen ökologischen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit von NRW. Insgesamt kann der ökologische Mehrwert der Umweltwirtschaft auf rund 28,9 Mrd. Euro geschätzt werden (siehe Abschnitt „Umweltnutzen“).

Die ökonomische Leistungsbilanz ist vor allem durch die großen Teilmärkte der Umweltwirtschaft Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft, Umweltfreundliche Mobilität sowie Energieeffizienz und Energieeinsparung geprägt. Sie dominieren sowohl in Bezug auf die Erwerbstätigkeit als auch die Bruttowertschöpfung. Besonders die Umweltfreundliche Mobilität zeigt ein herausragendes Wachstum bei den Erwerbstätigenzahlen, das nahezu doppelt so hoch ist wie das des zweitplatzierten Teilmarktes Energieeffizienz und Energieeinsparung.

Die globale Nachfrage nach Umweltwirtschaftsgütern ist in den letzten Jahren rasant gestiegen und bietet neue Marktperspektiven für die nordrhein-westfälische Umweltwirtschaft. 2023 exportierte diese Güter im Wert von rund 14,5 Mrd. Euro. Damit entfallen bereits 6,5 % aller nordrhein-westfälischen Ausfuhren auf die Umweltwirtschaft. Die wichtigsten internationalen Absatzmärkte liegen in der EU, allen voran die Nachbarländer Niederlande und Belgien sowie Frankreich. Die Bedeutung der Vereinigten Staaten als Exportdestination wuchs zwischen 2010 und 2023 stark an. Auch der osteuropäische Markt, allen voran Polen, wird für NRW immer wichtiger. Trotz teils positiver Entwicklungen ist aber festzustellen, dass NRW insgesamt seine Potenziale auf dem Weltmarkt noch nicht völlig ausschöpft.

Die Umweltwirtschaft ist in den Regionen von Nordrhein-Westfalen verankert und besetzt dort unterschiedliche Entwicklungsnischen. Welche Innovationsschwerpunkte in den verschiedenen Regionen gesetzt werden, ist auch von den dort vorhandenen und sich im Aufbau oder Wandel befindlichen Strukturen abhängig. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Umweltwirtschaft verstärkt als ein Element der Regionalpolitik wahrgenommen wird (siehe Kapitel „Die Umweltwirtschaft in den Regionen“).

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Alle Angaben sind dem Umweltwirtschaftsbericht 2024 entnommen