26.10.2022 · Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) aktualisiert und verbessert Umweltindikatoren-Auftritt
Durch eine ambitionierte Umweltpolitik konnte in den letzten Jahrzehnten die Belastung durch Blei und Cadmium für die Bevölkerung deutlich reduziert werden. In Nordrhein-Westfalen gelangte so im Jahr 2020 nur noch rund ein Sechstel des im Basisjahr 1986 mit dem Staubniederschlag eingetragenen Bleis und Cadmiums in die Umwelt. Dies geht aus Auswertungen des nordrhein-westfälischen Umweltindikatoren-Sets hervor, das durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) jetzt aktualisiert und optimiert wurde. „Das Indikatoren-Set macht deutlich, dass wir in einigen Bereichen deutliche Verbesserungen für die Menschen in Nordrhein-Westfalen erreichen konnten. In anderen, etwa bei den Auswirkungen der Klimakrise, brauchen wir aber größere Anstrengungen“, sagte Umweltminister Oliver Krischer mit Blick auf den Dürresommer 2022. „Über die letzten 30 Jahre haben wir etwa bei der Jahresdurchschnitts-Temperatur in NRW einen steigenden Trend. Die Folgen dieser Erwärmung sind für die Menschen inzwischen überall zu sehen“, ergänzte Minister Krischer. Mit dem aktualisierten und verbesserten Umweltindikatoren-Auftritt unter www.umweltindikatoren.nrw.de werde nun die Transparenz zur Qualität und Belastung der Umwelt und Natur in Nordrhein-Westfalen erhöht.
Der Indikator „Schwermetalleintrag an ländlichen Stationen“ ist einer von 29 NRW-Umweltindikatoren. Umweltindikatoren sind Kenngrößen, die einen Sachverhalt, einen Zustand oder eine Änderung repräsentativ abbilden. Das NRW-Set mit Umweltindikatoren wie „Treibhausgasemissionen“, „Stickstoffdioxidkonzentration im städtischen Hintergrund“, „Flächenverbrauch“, „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ und „Waldzustand“ ist eine wichtige Säule der Umweltberichterstattung in Nordrhein-Westfalen. Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr aktualisiert das LANUV das Indikatoren-Set auf Basis der verfügbaren Daten und des jeweiligen Erhebungsintervalls mehrmals im Jahr.
Es ist entscheidend, Einträge von Schwermetallen in die Umwelt im Blick zu behalten – beim Indikator sind dies Blei- und Cadmiumeinträge –, um ihre Auswirkungen und möglichen Handlungsbedarf abzuschätzen: Die Schwermetalle können je nach Konzentration Bodenfunktionen beeinträchtigen, nach Anreicherung in Pflanzen die Qualität landwirtschaftlicher Erzeugnisse mindern und über die Nahrungskette im menschlichen oder tierischen Organismus zu Gesundheitsrisiken führen. Zu den besonders kritischen Effekten dieser beiden Schwermetalle zählen Wirkungen auf innere Organe wie Nieren oder Leber. Beim Blei sind außerdem schädliche Wirkungen auf die Entwicklung des frühkindlichen Nervensystems von Bedeutung. Die Reduzierung der Belastung durch Blei und Cadmium konnte durch umfangreiche Maßnahmen zur Verminderung von Staubemissionen, das Verbot von Blei in Kraftstoffen und Bremsbelägen sowie die anlagenbezogene Umweltüberwachung erreicht werden. Zudem wurden einige stark emittierende Betriebe stillgelegt. Die neueste Trendanalyse bestätigt einen konstant niedrigen Schwermetalleintrag im ländlichen Hintergrund, der Hinweise zu einer niedrigen landesweiten Belastung gibt.
Luftschadstoffe müssen weiter gesenkt werden
Durch eine ambitionierte Umweltpolitik konnte auch die Luftbelastung durch Feinstaubemissionen für die Bevölkerung in den letzten Jahren deutlich reduziert werden. In Nordrhein-Westfalen sank der Ausstoß von PM10-Feinstaub mit Partikeldurchmessern von weniger als zehn Mikrometern von rund 67.000 Tonnen im Jahr 1996 um etwa 70 Prozent auf rund 20.000 Tonnen in 2020. Hauptemittent ist der Verkehr, gefolgt von der Industrie, der Landwirtschaft und Kleinfeuerungsanlagen. Der Ausstoß des noch kleineren PM2.5-Feinstaubs mit Partikeldurchmessern von weniger als 2,5 Mikrometern reduzierte sich von gut 14.000 Tonnen im Jahr 2004 um etwa 41 Prozent auf zuletzt rund 8.500 Tonnen.
Dr. Sibylle Pawlowski, Präsidentin des LANUV NRW, unterstreicht die Bedeutung einer zuverlässigen Datenbasis: „Alle Messungen und Analysen unterliegen strengen Qualitätsanforderungen. Unsere Daten aus den landesweiten Mess- und Umweltüberwachungsprogrammen ermöglichen eine belastbare Zustandsbewertung von Natur und Umwelt in Nordrhein-Westfalen.“ Zur Auswertung der Daten erklärt Dr. Pawlowski: „Aus den beobachteten Umweltindikatoren lassen sich unter anderem fünf große ökologische Belastungen erkennen: Auswirkungen des Klimawandels, die hohe Belastung durch verschiedene Stickstoffverbindungen, Veränderungen in der Landnutzung, der Verlust an biologischer Vielfalt und die Freisetzung von gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen, wie etwa Feinstaub.“
Feinstaubemissionen im Blick zu behalten ist entscheidend, um ihre Auswirkungen und möglichen Handlungsbedarf abzuschätzen: Denn für den Menschen stellt Feinstaub in der Luft eine Gesundheitsgefahr dar. Werden die Partikel eingeatmet, können sie die Schleimhäute reizen, Entzündungen der Atmungsorgane auslösen, Allergien fördern sowie das Risiko für Blutgerinnsel und damit für Herzinfarkte oder Schlaganfälle erhöhen. Den Fraktionen mit geringerem aerodynamischen Durchmesser kommt dabei besondere Bedeutung zu: Je kleiner die Partikel sind, desto leichter und tiefer gelangen sie in die Atemwege. Aufgrund der inzwischen sehr umfangreichen Evidenzbasis für die gesundheitsschädlichen Wirkungen von Feinstaub hat die Weltgesundheitsorganisation im September 2021 neue anspruchsvolle Luftqualitätsrichtwerte abgeleitet. Diese sind eine Basis für den derzeit laufenden Prozess zur Fortschreibung der EU-Luftqualitätsrichtlinie.
Wesentliche Feinstaubemittenten sind der Verkehr – den größten Beitrag leisten dabei mittlerweile nicht mehr Motorenabgase, sondern der Brems-, Reifen- und Fahrbahnabrieb sowie Aufwirbelungen von der Straßenoberfläche – gefolgt von der Industrie, der Landwirtschaft sowie den Kleinfeuerungsanlagen. Ein Schwellenwert für Feinstaub, bei dessen Unterschreitung keine gesundheitsschädlichen Wirkungen mehr auftreten, konnte bis heute nicht ermittelt werden. Jede Belastungsreduzierung ist daher mit einem Gesundheitsgewinn für die Bevölkerung verbunden.
Das Thema Umwelt und Gesundheit hat in Nordrhein-Westfalen seit langem eine besondere Bedeutung. Nordrhein-Westfalen ist ein Land mit einer hohen Industrie- und Verkehrsdichte und gleichzeitig das bevölkerungsreichste Bundesland. Die Zusammenhänge zwischen Umwelteinflüssen und Gesundheitsbeeinträchtigungen sind hinreichend belegt. Darüber hinaus ist eine sozialräumliche Ungleichverteilung von Umweltbelastungen und daraus resultierenden Gesundheitsbelastungen nachgewiesen „Wir sind alltäglich einer Vielzahl von Umweltbelastungen ausgesetzt. Die Aufgabe als Landesregierung ist es, diese Belastungen zu benennen und zu reduzieren. Umweltindikatoren liefern uns die Basis für das weitere Handeln und zeigen, wo wir mit ambitionierter Umwelt- und Naturschutzpolitik bereits Erfolge erzielt haben“, sagte Minister Krischer.
Das Umweltindikatoren-Portal ist Teil der Umweltinformationsstrategie der Landesregierung. In der Vergangenheit wurden bereits mit dem zentralen Umweltportal NRW, dem regelmäßig erscheinenden Umweltzustandsbericht und der Open Data-Strategie richtungsweisende Instrumente etabliert, damit sich die Bürgerinnen und Bürger schnell und übersichtlich über die Lage ihrer Umwelt informieren können.