08.06.2021 · Dülmen. Am heutigen Dienstag wurden in Dülmen auf dem Markt der Möglichkeiten (Bült 1A, 48249 Dülmen) mit der Stadt Dülmen, den Gemeinden Saerbeck, Ostbevern und Lotte sowie dem Kreis Warendorf fünf weitere Verwaltungen aus dem Regierungsbezirk Münster mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Die Auszeichnungen nahmen Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, und Ilga Schwidder, Geschäftsführerin der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award vor. Tags zuvor wurden bereits Bottrop, Lengerich, Greven, Ladbergen, Altenberge und Vreden mit dem eea geehrt.
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart lobte das kommunale Engagement: „Unsere Kommunen in Nordrhein-Westfalen stehen beim Klimaschutz an der Spitze der Bewegung: Sie erstellen Klimaschutzkonzepte, gehen Selbstverpflichtungen zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen ein und setzen Maßnahmen erfolgreich um. Die Verwaltungen sind Vorbild für ihre Bürgerschaft. Klimaschutz wird hier längst als eine große Chance begriffen. Ich freue mich sehr, dass die ausgezeichneten Verwaltungen den Award erhalten. Der Preis wird ihre Bürgerinnen und Bürger zu noch mehr klimaschonendem Verhalten anregen.“
Der European Energy Award ist ein vielfach erprobtes internationales Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsinstrument, das auf europäischer Ebene entwickelt und umgesetzt wird. Ziel ist es, die Qualität der Energie-Erzeugung und -Nutzung in Kommunen bewerten zu können, regelmäßig zu überprüfen und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz zielgerichtet zu erschließen. Erfolgreich umgesetzte Projekte werden im Rahmen des eea in sechs Maßnahmenbereichen bewertet und ausgezeichnet. Dabei fließen verschiedene Kriterien in die Bewertung ein, zum Beispiel Raumordnung und kommunale Entwicklungsplanung, die energetische Pflege der kommunalen Immobilien und Anlagen sowie die Mobilität. „Städte haben großen Einfluss auf die globale Energiewende. Deutschlandweit haben sich zum Beispiel 140 Städte Ziele oder eine Richtlinie für die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. In diesen 140 Städten leben rund 25,5 Millionen Menschen, das sind 40 Prozent der städtischen Bevölkerung in Deutschland. Insgesamt stellen wir fest, dass es in immer mehr Städten einen Trend gibt, beispielsweise zu verpflichtenden Solarthermie-Anlagen für Neubauten und verpflichtenden Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern“, so Lothar Schneider von der EnergieAgentur.NRW. Die EnergieAgentur.NRW führt seit mehr als 15 Jahren erfolgreich das Energiemanagementprogramm für die Kommunen in NRW durch.
Nach 2016 ist es für Lotte die zweite Auszeichnung. Die Gemeinde engagiert sich seit Jahren im Umwelt- und Klimaschutz. Im Rahmen des eea punktete Lotte unter anderem mit dem Quartierskonzept „Quartier Büren“ inklusive Sanierungsmanagement. Das Konzept sieht die energetische Stadtsanierung nach Kriterien der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW 432) vor. Zudem wurden auf kommunalen Liegenschaften gemeindeeigene Photovoltaik-Anlagen errichtet. Im Bereich der Mobilität setzt Lotte auf Strom: Zur Teilumstellung des kommunalen Fuhrparks auf Elektromobilität kam die Errichtung von öffentlichen E-Ladesäulen in allen Ortsteilen der Gemeinde.
Insgesamt zum vierten Mal wird Dülmen ausgezeichnet, in diesem Jahr sogar mit Gold. In Dülmen gibt es seit circa 30 Jahren die Koordinierungsstelle Umweltschutz als Stabsstelle, vor rund elf Jahren erfolgte die Erweiterung um den Bereich Klimaschutz. Die Stadtverwaltung ist im Bereich der E-Mobilität schon längere Zeit sehr engagiert. Mittlerweile stehen den MitarbeiterInnen insgesamt 14 E-Autos und 14 Pedelecs zur Verfügung. Zusätzlich wurden 2017 vier städtische Ladesäulen im öffentlichen Raum installiert. Bis Ende 2020 war der Strombezug dort kostenfrei. Mit dem Konzept „Zukunftswerkstatt Butterkamp“ zielt Dülmen auf die Verbesserung der energetischen Situation im Quartier. Und beim „Klimaschutzteilkonzept Gewerbegebiet Dernekamp“ geht es um die Erfassung des Status quo, Erschließung von Potenzialen zum Ausbau regenerativer Energieträger sowie Eruierung von Projekten zu Steigerung regenerativer Energieverwendung und Effizienzsteigerung.
Nach 2013 und 2016 wird Warendorf zum dritten Mal mit dem eea in Gold ausgezeichnet. Warendorf nimmt seit 2008 am eea teil. Seitdem entstand das Klimaschutzkonzept, welches seit 2013 durch einen Klimaschutzmanager umgesetzt wird und 2015 fortgeschrieben wurde. 2013 wurde außerdem das Kreisentwicklungsprogramm 2030 unter breiter Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeitet, welches 2018 als Kreisentwicklungskonzept WAF 2030 plus fortgeschrieben wurde. Beide enthalten als einen von vier Schwerpunkten das Handlungsfeld Klimaschutz und Umwelt. In diesem Zusammenhang werden kommunale Gebäude energetisch saniert und ein E-Mobilitätskonzept erarbeitet. Der eea bildet heute das Controlling-Instrument für die Klimaschutzarbeit.
Seit 2008 nimmt Saerbeck am eea teil, in diesem Jahr wird die Gemeinde zum vierten Mal mit Gold ausgezeichnet. Kernprojekt in Saerbeck ist der Bioenergiepark, dort wurden unter Anderem sieben Windenergieanlagen errichtet, zwei Biomassekraftwerke sowie ein Solarpark mit 6 MW auf Bunkerdachflächen eines ehemaligen Munitionsdepots der Bundeswehr. Die gesamte erzeugte Leistung beträgt 32 Megawatt. Neben der Produktion von Strom sowie Wärme wird in Saerbeck geforscht, unterrichtet und informiert. Hier spielen der Förderverein Klimakommune e.V zur Umsetzung der Klimaziele sowie der Außerschulische Lernstandort, die Saerbecker Energiewelten, eine wichtige Rolle. Das Engagement zahlt sich aus, zum Beispiel durch die Ansiedlung neuer Unternehmen: So hat sich die Firma Enapter, Entwickler und Hersteller von Elektrolyseuren zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in Saerbeck niedergelassen, schafft zukunftsorientierte Arbeitsplätze und bezieht im Gegenzug Grünstrombezug aus dem Bioenergiepark.
Zum fünften Mal mit dem eea in Gold wird Ostbevern nach 2005, 2009, 2013 und 2016 ausgezeichnet. 2019 wurde das Rathaus gemäß der politischen Zielsetzung „klimaneutrale kommunale Gebäude“ neu gebaut. Das Rathaus ist an ein regeneratives Wärmenetz angebunden und bezieht 100 Prozent Ökostrom. In Ostbevern werden zudem Grundstückseigentümer in neuen Baugebieten verpflichtet, Neubauten mit einer Photovoltaik-Anlage inklusive Speichermedium oder Gründächer zu planen sowie den Einbau einer Zisterne zur Rückhaltung von Regenwasser umzusetzen. Zudem punktete Ostbevern mit dem Betrieb von sechs regenerativen Nahwärmenetzen, die von lokalen Akteuren betrieben werden. Außerdem wurde die Einrichtung eines Klima- und Mobilitätsfonds in Höhe von 200.000 Euro umgesetzt. Neben Ostbevern ist bislang nur die Stadt Münster landesweit ebenfalls bereits fünfmal mit dem eea in Gold ausgezeichnet worden.
Weitere Infos
Frau Güler Ebren
EnergieAgentur.NRW
Tel.: 0202 / 245 52 - 70
Mail: ebren(at) energieagentur.nrw