07.06.2021 · Bottrop. Am heutigen Montag, wurden in Bottrop im „Josef Albers Museumszentrum Quadrat“ mit den Städten Bottrop, Lengerich, Greven und Vreden sowie den Gemeinden Altenberge und Ladbergen sechs Kommunen aus dem Regierungsbezirk Münster mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Die Auszeichnungen nahmen Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, und Ilga Schwidder, Geschäftsführerin der Bundesgeschäftsstelle European Energy Award vor.
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart lobte das kommunale Engagement: „Unsere Kommunen in Nordrhein-Westfalen stehen beim Klimaschutz an der Spitze der Bewegung: Sie erstellen Klimaschutzkonzepte, gehen Selbstverpflichtungen zur Minderung ihrer Treibhausgasemissionen ein und setzen Maßnahmen erfolgreich um. Die Verwaltungen sind Vorbild für ihre Bürgerschaft. Klimaschutz wird hier längst als eine große Chance begriffen. Ich freue mich sehr, dass die ausgezeichneten Verwaltungen den Award erhalten. Der Preis wird ihre Bürgerinnen und Bürger zu noch mehr klimaschonendem Verhalten anregen.“
Der European Energy Award ist ein vielfach erprobtes internationales Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsinstrument, das auf europäischer Ebene entwickelt und umgesetzt wird. Ziel ist es, die Qualität der Energie-Erzeugung und -Nutzung in Kommunen bewerten zu können, regelmäßig zu überprüfen und Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz zielgerichtet zu erschließen. Erfolgreich umgesetzte Projekte werden im Rahmen des eea in sechs Maßnahmenbereichen bewertet und ausgezeichnet. Dabei fließen verschiedene Kriterien in die Bewertung ein, zum Beispiel Raumordnung und kommunale Entwicklungsplanung, die energetische Pflege der kommunalen Immobilien und Anlagen sowie die Mobilität. „Städte haben großen Einfluss auf die globale Energiewende. Deutschlandweit haben sich zum Beispiel 140 Städte Ziele oder eine Richtlinie für die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. In diesen 140 Städten leben rund 25,5 Millionen Menschen, das sind 40 Prozent der städtischen Bevölkerung in Deutschland. Insgesamt stellen wir fest, dass es in immer mehr Städten einen Trend gibt, beispielsweise zu verpflichtenden Solarthermie-Anlagen für Neubauten und verpflichtenden Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern“, so Lothar Schneider von der EnergieAgentur.NRW. Die EnergieAgentur.NRW führt seit mehr als 15 Jahren erfolgreich das Energiemanagementprogramm für die Kommunen in NRW durch.
Bereits zum vierten Mal nach 2010, 2013 und 2016 wird die Stadt Bottrop mit dem eea in Gold ausgezeichnet. Dabei ist der Strukturwandel noch in vollem Gang: Bottrop war die letzte Ruhrgebiets-Stadt, in der es mit Prosper-Haniel noch eine aktive Zeche gab. Parallel zum Steinkohlebergbau wurde auf Zukunftsfähigkeit gesetzt. In den vergangenen zehn Jahren sind im Rahmen von Innovation City Ruhr zahlreiche herausragende Aktivitäten und Projekte initiiert worden. Die Sanierungsquote liegt bei 3,3 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Sanierungsquote um ein Prozent. Intensive Überzeugungsarbeit, kostenlose Erstberatungen wie auch der Einsatz von Fördermittel bewirkten das Plus in Bottrop. Das Geheimnis des Erfolges: Es ist gelungen, die Gesellschaft bei der Umsetzung der Klimaschutzziele der Stadt mitzunehmen. Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen und Ersatzinvestitionen wird dabei kontinuierlich der Einsatz regenerativer Energien geprüft. Zudem wurde die Straßenbeleuchtung sukzessive energetisch optimiert und auf LED-Leuchtmittel umgestellt. Insgesamt ist es die fünfte Auszeichnung Bottrops mit dem eea.
In Altenberge wurde unter anderem mit der Errichtung eines Heizwerkes für ein kommunales Nahwärmenetz gepunktet. Das Heizwerk wird gespeist mit Deponie- und Biogas sowie in Spitzenzeiten mit Holzhackschnitzel. Aus dem Nahwärmenetz werden neun kommunale Liegenschaften versorgt. Weiterhin wurden auf sieben kommunalen Dächern PV-Anlagen als „Bürgersolarkraftwerke“ zur Stromproduktion aufgebaut. Mittlerweile entstehen so 235 Kwh Strom, die ausreichen, um 45 Einfamilienhäuser zu versorgen. Die Gemeinde stellt die Dachflächen für Privatpersonen kostenfrei zur Verfügung. Parallel wird die komplette Straßenbeleuchtung – rund 1.150 Leuchten – auf LED-Technik umgerüstet. Dadurch reduziert sich der Stromverbrauch um die Hälfte. Altenberge wird zum vierten Mal mit dem eea ausgezeichnet.
Ebenfalls mit Gold wird die Stadt Vreden im Kreis Borken ausgezeichnet. Bereits seit 2017 ist Vreden bilanziell stromautark. 13 Windenergieanlagen wurden 2017 auf Grundlage des STFNP Windenergie und einzelner vorhabenbezogener Bebauungspläne errichtet. Ebenfalls für regenerative Energie sorgt das neue Biogas-Blockheizkraftwerk, es erzeugt rund 1 Million KWh Wärme im Schulzentrum. Weiteres Highlight sind Projekte zur Biodiversität: Bei „Grün statt Grau – Gewerbegebiete im Wandel“ handelt es sich um ein Fachberatungsprogramm zur naturnahen Gestaltung von Gewerbegebieten und Wegerandstreifenprojekt mit Hilfe des Fördervereins Kulturlandschaft Vreden e.V. Im Bereich Mobilität setzt Vreden auf die Förderung des Radverkehrs durch jährliche Teilnahme an der Aktion Stadtradeln sowie das Projekt Gaxelino, eine Nahmobilitätsoffensive für das Industriegebiet Gaxel. Vreden wurde bereits 2012 und 2015 (Gold) mit dem eea ausgezeichnet.
In Lengerich ist die Kampagne „Jung kauft alt“ als Förderprogramm mit Zuschüssen zur energetischen Sanierung von Altbauten umgesetzt worden. Zudem wird unter dem Motto „Lengerich blüht auf“ die Biodiversität gefördert, dabei geht es um die Anlage von Blühflächen im Innen- und Außenbereich der Stadt. Eine vergleichbare Zielrichtung hat die Unterstützung den nachhaltigen Entwicklung von Gewerbegebieten durch Beteiligung an dem bundesweiten Projekt „Grün statt Grau – Gewerbegebiete im Wandel“ und an dem EU-Life-Projekt BooGI BOP („Boosting Urban Green Infrastructure through Biodiversity-Oriented Design of Business-Premises“). Im Bereich der Mobilität setzt die 23.000-Einwohner-Stadt im Kreis Steinfurt auf die Förderung des Radverkehrs durch Planung und Bau von neuen Radwegeverbindungen und mit Kampagnen wie „Lengerich on bike – mit dem Rad zur Arbeit“ und „Stadtradeln“. Nach 2012 und 2016 ist es der dritte eea für Lengerich.
Für Ladbergen im Tecklenburger Land ist die eea-Auszeichnung eine Premiere. In Ladbergen wurde unter anderem ein Nahwärmenetz auf Pellet-Basis zwischen einer Grundschule und einer Sporthalle umgesetzt. Mit einem Konzept für das Wald-Dichter-Quartier wird zudem die systematische und energetische Sanierung eines kompletten Quartiers mit heterogener Bau- und Versorgungs-Struktur in Angriff genommen. Auf gemeindlichen Liegenschaften wurden Photovoltaik-Anlagen installiert und die Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie umgerüstet. Zudem wurde der kommunale Fuhrpark teilweise auf Elektrofahrzeuge umgestellt.
Nach 2013 und 2016 wird die Stadt Greven zum dritten Mal mit dem eea in Gold ausgezeichnet. Herausragende Projekte waren unter anderem die Kooperation mit den Stadtwerken Greven zur zukünftigen Umsetzung von Freifläche-PV-Anlagen entlang der Autobahn und der Schienentrasse. Unabhängig davon wurde die Errichtung einer zusätzlichen PV-Anlage (25 kWp) auf dem Schlammtrocknungsgebäude der Kläranlage umgesetzt. Zudem wurde ein Mobilitätskonzept zur Förderung des Umweltverbundes erstellt und als städtebauliches Entwicklungskonzept beschlossen. Dazu passt die Anschaffung von zwei Elektro-Pkw als Dienstfahrzeuge. Bei der Umsetzung des Neubaugebiets Ortsmitte Reckenfeld wurde ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt und ein Energiegutachten erstellt.
Weitere Infos
Frau Güler Ebren
EnergieAgentur.NRW
Tel.: 0202 / 245 52 - 70
Mail: ebren(at) energieagentur.nrw