Wystrach GmbH

Mit Hochdruck in die klimaschonende Mobilität

Düsseldorf/Weeze, 27.10.2023 •  Bei klassischen Industriegasen zählt die Wystrach GmbH aus dem Kreis Kleve schon lange zu den Hidden Champions auf dem Weltmarkt. Dann trifft der Mittelständler eine strategische Entscheidung – und beginnt kräftig zu wachsen. Eine umweltwirtschaftliche Erfolgsgeschichte.

In Weeze wird gebaut. Die Wystrach GmbH erweitert ihre Werkshalle um 5.000 Quadratmeter. Mit dem Anbau soll die Produktionskapazität verdreifacht werden, denn die Auftragsbücher sind voll. „Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren über 100 neue Kolleginnen und Kollegen einstellen können. Unser Umsatz ist um 220 Prozent gestiegen, von 25 Millionen Euro auf erwartete 80 Millionen für 2023“, sagt Wolfgang Wolter, Geschäftsführer im Bereich Technik und Vertrieb. Der Grund für dieses kräftige Wachstum lässt sich mit zwei Schriftzeichen darstellen: H2.

Wasserstoff (H2) ist fest in den Fahrplan der Energiewende eingeplant. Er kann erneuerbare Energien speichern und bei Bedarf wieder verfügbar machen, ohne dass dabei CO2-Emissionen entstehen. Insbesondere wird dieser „grüne Wasserstoff“ als Energieträger einer klimaneutralen Mobilität die batteriegetriebene Elektromobilität ergänzen, vor allem im Bereich der Busse, Lkw und Spezialfahrzeuge. Und auch die Bahn sammelt bereits Betriebserfahrungen mit Wasserstoffzügen. All dies hat in den vergangenen Jahren zu einer rasant gestiegenen Nachfrage nach Wasserstofftechnologien geführt.

Tanken völlig neu gedacht

Die Grundprinzipien der Wasserstoffmobilität sind lange bekannt. Im Detail bedarf es jedoch einer Menge Erfahrung und neuer ingenieurstechnischer Entwicklungen, um den klimafreundlichen Energieträger effizient und sicher einsetzen zu können. Bei Wystrach konzentriert man sich auf die technisch anspruchsvolle Betankung und Speicherung. Aktuelle Wasserstoffsysteme werden für Drücke von 200 bis 1.000 bar entworfen und gebaut. Zum Vergleich: Der Luftdruck in einem prall gefüllten Autoreifen beträgt etwa 2,5 bar.

„Der Wasserstoff muss nach der Produktion hochkomprimiert werden und wird anschließend entweder in einen mobilen Container oder einen ortsfesten Speicher gefüllt. An der Tankstelle gelangt er dann in Busse, Lkw oder auch einen Wasserstoffzug. Diese Fahrzeuge haben jeweils ein eigenes Hochdruckspeichersystem, z.B. auf dem Dach oder hinter der Fahrerkabine im Lkw. All diese Komponenten – Tankstellen, Transportcontainer, Fahrzeug-Speichersysteme – kommen aus unserem Haus“, beschreibt Wolter.

Auf Tour mit Lkw und Tankstelle

Startpunkt dieser Entwicklung war eine mobile Tankstelle für Wasserstoff-Lastwagen, die das Unternehmen im EU-Projekt „H2-Share“ entwickelt hat. „Man ist damals auf uns zukommen mit dem Wunsch nach einer mobilen Betankungsmöglichkeit, um die Einsatzmöglichkeiten eines Wasserstoff-Lkw an verschiedenen Standorten zu erproben“, sagt Wolter, „das war zu diesem Zeitpunkt Neuland für uns.“

Das Angebot fokussierte 2016 noch auf Industriegase: Stickstoff für die Lebensmittelindustrie, Erdgas, Schweißgas für den Stahlbau oder Sauerstoff für das Krankenhaus. „Weltweit liefern wir Transportsysteme und Speicher für die Gasindustrie“, sagt Wolter. Dennoch bedeutete das neue Projekt technologisch einen gewaltigen Schritt. „Wir hatten Respekt vor der Aufgabe. Aber wir haben zusagt und uns an die Arbeit gemacht. Und dann waren wir gemeinsam 18 Monate auf Tour und haben eine ganze Menge miteinander lernen können.“

Nach der strategischen Entscheidung, in das noch junge Thema Wasserstoffmobilität einzusteigen, hat sich das Portfolio stetig erweitert. So konnte Wystrach für sich auch den Fahrzeugmarkt erschließen und liefert heute Wasserstoffsysteme für Busse, Lkw und für einen Zug. Wasserstofftankstellen bietet das Unternehmen mittlerweile als schlüsselfertige Komplettlösung an. Abnehmer sind Unternehmen oder Kommunen, die ihre Fahrzeugflotte auf den klimafreundlichen Wasserstoff umstellen. Bei diesen Entwicklungen widmet sich das Team immer wieder mit Freude auch neuen technischen Herausforderungen, etwa bei der Arbeit mit der Deutschen Bahn. „Um einen Wasserstoffzug an verschiedenen Teststrecken zu erproben, war hier wieder eine mobile Tankstelle gefragt. Sie muss mit einem Mal 160 Kilogramm Wasserstoff vertanken können. Eine schöne Aufgabe war das für uns!“

Arbeiten am Ziel Nullemission

Heute erwirtschaftet Wystrach rund 80 Prozent des Umsatzes mit der Wasserstofftechnologie. Und neben dem beeindruckenden Wachstum hat das Tüfteln für die Mobilitätswende noch einen überaus positiven Nebeneffekt: Purpose, wie es neudeutsch in der Managementliteratur heißt, wenn die Arbeit einen übergeordneten Sinn und Zweck verspricht. Der langjährige Geschäftsführer, der in der Region auch persönlich verwurzelt ist, bringt es auf den Punkt: „Mit an der Zukunft zu schrauben, ist ein großer Motivator. Wir arbeiten hier in Weeze mit am Ziel Nullemission. Das begeistert viele von uns, auch mich persönlich. Und das merke ich auch in den Vorstellungsgesprächen.“

Die gemeinsame Haltung und der Anspruch an nachhaltiges Wirtschaften schlägt sich nicht nur in der Produktpalette nieder. Auch die Produktionsweise wird kontinuierlich verbessert. So wird die neue Produktionshalle eine PV-Anlage auf dem Dach erhalten. Zur Beheizung der Büros werden Wärmepumpen eingesetzt. Für die Produktionsbereiche ist eine neuartige Wasserstoff-Wandtherme angedacht. Es sind viele Überlegungen, Ideen und Pläne, die Wolfgang Wolter derzeit umtreiben: „Eine klimaneutrale Produktion bedeutet noch viel Arbeit für uns, aber das ist definitiv der Weg, den wir gehen wollen.“

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Die Wystrach GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Weeze ist spezialisiert auf Industriegase und hat in den vergangenen Jahren seine Kompetenzen in der Wasserstofftechnologie massiv ausgebaut. Heute liefert das Unternehmen Komponenten für H2-Busse, Lkw und Züge und fertigt mobile sowie stationäre Wasserstofftankstellen. Green Economy – stark in NRW.

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Beschäftigte
250

Umsatz
80 Mio. Euro

Gründung
1988

Firmensitz
Weeze im Kreis Kleve, Nordrhein-Westfalen

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