Düsseldorf/Aachen, 06.12.2018 • Robert Schmidt, Geschäftsführer der MAGECO Ocean GmbH in Aachen, spricht im Interview über nachhaltige Wasserwirtschaft in Schwellenländern und den Standort Nordrhein-Westfalen.
Herr Schmidt, was kennzeichnet ein Start-up in der Wasserwirtschaft?
Die gute Idee und der Bedarf: Wir gehen das Problem von ungeklärten Siedlungsabwässern in strukturschwachen Regionen an. Allein zwei der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN beschäftigen sich mit sauberem Trinkwasser beziehungsweise sauberen Meeren. Konkret sprechen wir mit Interessenten aus Südamerika, Indien und China.
Wie funktionieren die Anlagen?
Die MAGECO Ocean-Anlage arbeitet mit drei Kammern, in der ersten werden die Feststoffe zurückgehalten. Die zweite ist ein hocheffizienter Bioreaktor, der die Siedlungsabwässer unter Ausschluss von Sauerstoff – also anaerob – klärt. In der dritten Kammer läuft das Wasser in langen Schleifen durch ein feines Granulat, dort erreicht es die Qualität von Brauchwasser (kein Trinkwasser). Das Prinzip ist also recht einfach. Es braucht aber ein hohes Maß an Innovation, die Anlagen so zu entwickeln, dass sie bei geringem Wartungsaufwand gute Ergebnisse liefern. Das Know-how unserer patentierten Anlage liegt im Zusammenspiel des Granulates und der Mikroben im Bioreaktor.
Wie richten Sie Ihre Produkte auf Schwellen-Märkte aus?
Mit der grundlegenden Konzeption einer ohne Strom arbeitenden Kläranlage haben wir uns bewusst für diese Märkte entschieden. Dazu kommen noch der einfache Transport und die einfache Installation der Anlagen, auf die wir ebenfalls in der Entwicklung großen Wert gelegenhaben. Wir bieten für ein weltweit großes Umweltproblem – die Einleitung ungeklärter Abwässer in Oberflächengewässer und Meere – eine qualitativ hochwertige aber robuste Lösung "Made in Germany". Das kommt gut an, auch weil wir das Markpotential nicht unterschätzt haben.
Wo bauen Sie die ersten Anlagen?
In diesem August haben wir die ersten Aufträge unter Dach und Fach gebracht. In der chinesischen Provinz Jiangxi, in der Chinas größter Binnensee liegt und in der Gewässereinhaltung einen hohen Stellenwert hat, bauen wir zwei Anlagen: Eine Kläranlage für eine Autobahnraststätte mit einer Kapazität von 200 m3 Abwasser pro Tag, das entspricht der Abwassermenge von 1.350 Einwohnern. Die zweite Anlage beseitigt hohe Stickstoff-Konzentrationen aus einem Fließgewässer im Süden der Provinz. Zudem treiben wir in China die Entwicklung einer erweiterten MAGECO Ocean Anlage zur Reinigung von Abwasser aus der Schweinemast voran.
Ist der Standort Nordrhein-Westfalen für sie wichtig?
Ja, weil unsere potenziellen Kunden zu den großen Infrastrukturbetreibern in ihren Ländern zählen. Es geht einerseits um die Nachrüstung einzelner Siedlungen mit Kläranlagen, als auch um den gezielten Ausbau neuer Infrastrukturen. Als Start-up brauchen wir hier viel Rückendeckung, wie wir sie zum Beispiel durch unsere Kooperation mit der RWTH Aachen haben. Wir kooperieren auch mit Forschungseinrichtungen in Indien und haben gerade ein Büro in Shanghai eröffnet, es gibt also genug Anknüpfungspunkte zu den Aktivitäten Nordrhein-Westfalens im Bereich der Umweltwirtschaft. Auch das ist für ein Start-up unersetzlich.
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Robert Schmidt ist Geschäftsführer mit der MAGECO Ocean GmbH aus Aachen. Das Unternehmen bietet eine innovative Technik der Wasserbehandlung, um auch in weniger entwickelten Ländern der Zugang zu sauberem Wasser zu sichern, und hat damit 2018 den Deutschen Exzellenz-Preis für Start-Ups gewonnen. Umweltwirtschaft – Vorsprung für NRW.
