Fachhochschule Bielefeld

Im Interview: Eva Schwenzfeier-Hellkamp zum Thema Mobilisierung von Fachkräften für die Umweltwirtschaft

Düsseldorf/Bielefeld, 10.01.2019 • Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-Hellkamp, Leiterin des Studiengangs Regenerative Energien und Sprecherin des Forschungsschwerpunkts Intelligente Technische EnergieSysteme (ITES) an der Fachhochschule Bielefeld, über komplexe Systeme und neue Studiengänge.

Wir erleben gerade das rasante Verschmelzen von Einzeltechnologien in intelligente Systeme. Kommen da Universitäten und Fachhochschulen noch mit?

Ja, aber es bedarf kontinuierlicher Anstrengungen. In Bielefeld bieten wir deshalb neben den klassischen auch eine Reihe von interdisziplinär ausgerichteten Studiengänge an. Aus der Elektrotechnik ging so z. B. der Studiengang Regenerative Energien hervor, der neben den grundlegenden Pflichtmodulen vor allem im "regenerativen" Bereich neue interdisziplinäre Wahlmodule – etwa seit 2018 ein Modul zur zirkulären Wertschöpfung innerhalb der Erneuerbaren Energiebranche – anbietet. Auch können die Studierenden ihr Praxissemester in unserem der systemtechnischen Integration gewidmeten Forschungsbereich Intelligente Technische EnergieSysteme (ITES) absolvieren. Die Industrie möchte zum Teil aber auch den klassisch-spezialisierten Ingenieurs-Nachwuchs. Wir werden diesen Bedarf auch in Zukunft decken.

Was motiviert Ihre Studierenden, sich für den Studiengang Regenerative Energien zu entscheiden?

Man kann drei Faktoren nennen: Mittlerweile haben sich die sehr guten nationalen wie internationalen Beschäftigungsperspektiven und die guten Verdienstmöglichkeiten herumgesprochen und tragen zur Motivation bei. Das Wissen, später einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen zu können, war aber schon immer ein wichtiger Faktor. Hier spricht der Studiengang mit seiner Ausrichtung auf neue Energien zusätzlich Interessenten in der Schülerschaft an, die nicht von vorneherein auf einen Ingenieurs-Studiengang gekommen wären.

Wie kommen die Erneuerbaren Energien in der Schülerschaft an?

Das Interesse ist sehr groß. Es könnte meiner Erfahrung nach aber noch viel weiter verbreitet sein. Mit dem VDI OWL führen wir viele Veranstaltungen mit Schülerinnen und Schülern durch. Oft erreichen wir mit den MINT-Maßnahmen, also Programmen und Projekten, die Interesse an den naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern wecken sollen, nur die bereits Interessierten. Da wir es in der Energie- und in der Umweltwirtschaft aber mit zunehmend komplexen Systemen zu tun haben, brauchen wir in Zukunft deutlich mehr Fachleute, die diese Komplexität durchschauen und gestalten können. Trotz aller Vorzüge des Ingenieursstudiums müssen wir also weiter an den Schulen dafür werben.

Wenn Sie drei Wünsche für die Nachwuchsförderung frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Positive Rollenmodelle innerhalb der Schülerschaft sind ein großer Wunsch, denn die Klassengemeinschaft und der Freundeskreis sind echte Faktoren bei der Berufs- und Studienwahl. Für die Schülerschaft benötigen wir in ihren Medien – den Sozialen Netzwerken und den TV-Serien –Beispiele, die zeigen, was eine Ingenieurin oder ein Ingenieur im Alltag so macht. Die Umweltwirtschaft und die Erneuerbaren Energien haben ja genug aufregende sinnvolle Aufgaben, für die es Lösungen zu finden gilt. Dazu zählt die ehrliche Darstellung der Komplexität aber auch Vielfältigkeit der Aufgaben zur Bewältigung der Herausforderungen von Klimawandel und Umweltschutz in einem Ingenieursstudium. Aber auch die Freude am Machen: die Möglichkeit, in der Schule zu tüfteln und zu experimentieren kann den Weg in ein Studium und ein Berufsfeld weisen. Während meines Vorsitzes des VDI OWL haben wir nicht zuletzt deswegen die VDInis für Grundschulen, in dem Mädchen und Jungen auf unterhaltsame und spielerische Weise die Welt der Technik kennen lernen und die VDI-Zukunftspiloten an den weiterführenden Schulen, die junge Menschen anleiten sich auszuprobieren und neue technische Lösungen für die Zukunft zu entwickeln, eingeführt.

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Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-Hellkamp leitet den Studiengang Regenerative Energien und ist Sprecherin des Forschungsschwerpunkts Intelligente Technische EnergieSysteme (ITES) an der Fachhochschule Bielefeld. Umweltwirtschaft – Vorsprung für NRW.

Forschungsschwerpunkt ITES – Intelligente Technische EnergieSysteme

https://www.fh-bielefeld.de/ium/ites