12. April 2016 in Arnsberg

Standortforum Umweltwirtschaft in Südwestfalen

Am 12. April 2016 fand in Arnsberg das Standortforum Umweltwirtschaft für die Region Südwestfalen statt. Bei der Firma TRILUX begrüßten Tim Behrendt (Leiter Nachhaltigkeitsmanagement TRILUX), Thomas Gemke (Aufsichtsratsvorsitzender Südwestfalen Agentur) und Alexandra Landsberg (Stellvertretende Abteilungsleiterin im MKULNV NRW) die rund 50 Teilnehmenden. Im Rahmen des Standortforums wurde das Unternehmen TRILUX für seine ehrgeizigen Klimaschutzziele als „Schrittmacher“ der KlimaExpo.NRW ausgezeichnet. Außerdem wurde der Südwestfalen Kompass zur KlimaExpo.NRW vorgestellt.

Oliver Lühr (Principal Prognos AG) erläuterte die Methodik hinter dem Umweltwirtschaftsbericht und präsentierte Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für die Region Südwestfalen. Die bedeutendsten Teilmärkte in der Region Südwestfalen sind Materialien, Materialeffizienz und Ressourcenwirtschaft und Energieeffizienz und Energieeinsparung. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Moderatorin Anne Willmes mit Alexandra Landsberg (MKULNV NRW), Oliver Lühr (Prognos AG), Hubertus Winterberg (Geschäftsführer Südwestfalen Agentur), Tim Behrendt (Leiter Nachhaltigkeitsmanagement TRILUX) und Dr. Andreas Gahl (Geschäftsführer MPG Mendener Präzisionsrohr GmbH) zur Frage: „Umweltwirtschaft – Ein Wachstumstreiber für die Region Südwestfalen?“

Nach einem Impuls durch Thomas Vielhaber (Stadtentwicklung Stadt Arnsberg) zum Thema Innovation Village, Ansätze für eine klimagerechte Stadt- und Dorfentwicklung auf regionaler Ebene, öffnete sich die Diskussion dem Plenum. Die Teilnehmenden diskutierten zu den Schwerpunkten Innovation, Internationalisierung, Vernetzung. Dabei wurden Chancen und Herausforderungen der Umweltwirtschaft benannt.

Diskussion und gemeinsame Erarbeitung von Handlungsansätzen

Innovationen fördern

Im Plenum wurde vor allem diskutiert, wie ein innovationsfreudiges Klima sowohl in der Region als auch auf Ebene der Unternehmen entstehen und angeregt werden kann. Aus Unternehmersicht sei es sinnvoll, offen für Ideen und Prozessabläufe aus anderen Branchen zu sein.

Generell stecke noch viel Potenzial im Schwarmwissen der Bevölkerung, das es zu heben gelte. So könnten Ideenwettbewerbe unter den Bürgern oder auch an Schulen ein Weg sein, um neue Ideen bei der Umsetzung von Projekten zu generieren. Die Möglichkeit zur Mitgestaltung an wichtigen Fragen in der Region und bei ansässigen Firmen könnte gleichzeitig die Identifikation steigern.
Für Unternehmen zahle sich die Beteiligung von Mitarbeitern aus: Tim Behrendt (TRILUX) veranschaulichte ein erfolgreiches Innovationsmanagement am Beispiel des eigenen Unternehmens. Hier werden alle Mitarbeiter ermutigt, Ideen einzureichen. Bei erfolgreicher Umsetzung werden die entsprechenden Mitarbeiter finanziell beteiligt.

Beratung und Vernetzung

Es wurde deutlich, dass die Unternehmen der Region Südwestfalen bereits gut vernetzt sind. Eine Herausforderung sei, junge Menschen dauerhaft an die Region zu binden.

Über den langfristigen Nutzen branchenübergreifender Vernetzung war man sich einig. Unterschiedliche Akteure, Herangehens- und Sichtweisen eröffnen oft neue Wege der Problembewältigung und ermöglichen Denkanstöße, die besonders innovationsfördernd seien.

Ein großer Nutzen für Unternehmen besteht darin, Innovationen in Kooperation mit Partnern innerhalb dieser Netzwerke voranzutreiben. Allerdings gibt es in vielen Unternehmen Vorbehalte, wenn es darum geht, eigenes Knowhow mit Mitbewerbern zu teilen. Die Herausforderung besteht darin, den direkten Nutzen für die Unternehmen, der aus Vernetzung und Kooperation generiert wird, aufzuzeigen. Die gemeinsame Betrachtung und Verbesserung der unterschiedlichen Schnittstellen zwischen Unternehmen entlang von Wertschöpfungsketten, könnte hier ein erster Zugang sein. Denn die Unternehmen hätten durchaus ein gemeinsames Interesse daran, die einzelnen Schritte zu verbessern, ohne die wesentlichen Unternehmensinformationen preisgeben zu müssen.

Wichtig sei vor allem, die bestehenden regionalen Netzwerke zu nutzen und die Clusterbildung, an Stellen an denen es sinnvoll ist, gezielt zu unterstützen. Hierfür gelte, die Netzwerkansätze auf Landesebene mit den zahlreichen Vernetzungsaktivitäten auf regionaler und kommunaler Ebene aufeinander abzustimmen. Das Cluster Umwelttechnologien.NRW leistet in diesem Spannungsfeld bereits einen wichtigen Beitrag.
Zur guten Vernetzung der Region tragen auch die beiden „Technologie-Scouts“ der Region Südwestfalen bei. Ihre Aufgabe ist es, technologische Problemstellungen und Bedürfnisse in Unternehmen zu ermitteln, um dann gemeinsam mit den Unternehmen Lösungen zu erarbeiten. Sie seien für die Unternehmen ein guter Ansprechpartner, wenn es darum gehe, mit Vertretern an den Hochschulen in Kontakt zu kommen.

Internationalisierung und Marktentwicklung

Internationale Marktchancen erkannten viele Teilnehmer besonders im Bereich der Umweltwirtschaft. Der Eintritt in einen fremden Markt sei immer eine Investition, die mit allen Chancen und Risiken wohl überlegt werden müsse. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen hätten häufig nicht die Kapazitäten, Märkte im Ausland im Alleingang zu erschließen. Unter dem Stichwort „Huckepack“-Internationalisierung wurde eine mögliche Methode vorgestellt, bei der ein größeres Unternehmen, das auf einem ausländischen Markt bereits etabliert ist, einem kleineren Unternehmen den Eintritt in den Markt erleichtert. Dies könnte bei der Herstellung von Verbindungen und Kontakten zu den Multiplikatoren vor Ort helfen.

Rahmensetzung, Normung, Fachkräftemangel und Sonstiges

Förderung

Als verbesserungswürdig wurden von einigen Teilnehmenden öffentliche Förderanträge und -prozesse auf Landesebene gesehen, die als sehr zeitaufwendig und bürokratisch wahrgenommen wurden. Der Aufwand sei gerade für kleinere und mittlere Unternehmen sehr hoch, weswegen sich
diese Unternehmen im Zweifel gegen ein Förderprojekt entscheiden würden. Speziell der Zeitraum zwischen Antragsstellung und Bewilligung wurde als zu lang empfunden. Als positives Beispiel wurde das Förderprogramm ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Mittelstand erwähnt. Im Rahmen der Diskussion um Förderungen wurde der Gedanke geäußert, auch den gesellschaftlichen Nutzen bei öffentlichen Förderungen zu berücksichtigen. Gerade umweltwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen könnten hiervon profitieren. Darüber hinaus wurde über die Förderung von Instrumenten diskutiert, welche die Nachfrage der Konsumenten nach Produkten und Dienstleistungen der Umweltwirtschaft stimulieren und somit Innovationen voranzutreiben könnten.

Attraktivität der Region

Bei der Sicherung von Fachkräften wurde die Verantwortung – neben den Unternehmen selbst – auch bei den Kommunen gesehen. Sie müssten sicherstellen, dass die Region für potenzielle Arbeitskräfte ein attraktives Lebensumfeld bietet: Zum Beispiel durch Freizeitmöglichkeiten und Kulturevents, einen gut ausgebauten ÖPNV oder eine Vielfalt an Sportvereinen.